Richter hatten versagt Satanist erstach Jungen - lebenslänglich

London (dpa). Mit über 30 Messerstichen hat ein britischer Satanist mitten im Londoner Theaterviertel einen zwölfjährigen Jungen ermordet, um ihn zu "opfern". Der 52-jährige Edward-Alexander Crowley wurde nach einem Geständnis von einem Londoner Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Gerichten und Behörden wird vorgeworfen, trotz deutlicher Hinweise und Warnungen nichts gegen den gefährlichen Mann unternommen zu haben.

Wie britische Zeitungen am Dienstag berichteten, hatte der kleine Diego Pineiro-Villar seinen Mörder durch eine Geste des Mitgefühls auf sich aufmerksam gemacht: Als andere Kinder den Obdachlosen mit Steinen bewarfen, nahm er ihn in Schutz. Crowley machte ihm daraufhin über einen Zeitraum von mehreren Monaten Geschenke und nahm ihn mit ins Schwimmbad. Doch als der Junge schließlich genug davon hatte, stellte er ihm nach und bedrohte ihn.

Die Polizei nahm ihn fest, Psychologen stuften ihn als große Gefahr für das Kind ein - und dennoch wurde er von Richtern zwei Mal auf freien Fuß gesetzt. Fortan wurde Diego von seinem Vater jeden Tag zur Schule gebracht und wieder abgeholt, die Polizei gab ihm ein Handy, um im Notfall sofort anrufen zu können. Doch es half nichts: Am 7. Mai vergangenen Jahres lauerte Crowley dem Jungen mit einem Küchenmesser auf. Diego konnte noch den Notruf wählen - doch der Telefonist am anderen Ende hörte nur noch seine Todesschreie. Touristen, ein Straßenkünstler und Passanten sahen zunächst tatenlos zu. Als einige Männer eingriffen, war es zu spät.

Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass Crowley eigentlich Henry Bibby hieß, seinen Namen aber offiziell hatte ändern lassen. Er nannte sich nach dem berüchtigten Satanisten Edward Crowley (1875- 1947), der sich zum "bösesten Menschen der Welt" stilisierte. In seinem "Buch Thoth", das inzwischen auszugsweise im Internet verbreitet wird, rief er zum "Opfern männlicher Kinder von perfekter Unschuld und hoher Intelligenz" auf. In einer Tasche, die Crowley während der Tat bei sich trug, bewahrte er Texte über Kinderopfer und Schwarze Magie auf.

Eine Untersuchung soll nun klären, warum die Behörden unfähig waren, Diegos Leben zu schützen. Seine Mutter Angela Villar-Fernandez (49), die den Mörder während der Urteilsverkündung am Montag mit einer Wasserflasche bewarf, ist daran allerdings nicht mehr interessiert: "Jetzt ist es zu spät", sagte sie. "Nichts wird ihn zurückbringen. Ich gebe ihnen die Schuld - und mir auch. Ich war nicht da, als er mich brauchte. Damit werde ich jetzt für den Rest meines Lebens fertig werden müssen."

(RPO Archiv)
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