Neue Gefahr für Mosambik: Sambesi kann jederzeit überlaufen

Johannesburg/Maputo (dpa). Dem hochwasser-geplagten Mosambik droht neue Gefahr, diesmal im Norden. Die Regierung der Provinz Sambesi warnte am Montag vor, dass der Sambesi - einer der größten Flüsse Afrikas - jederzeit über die Ufer treten und Überschwemmungen auslösen könne. Rund 1 000 Familien mussten bereits in höhergelegenes Gebiet evakuiert werden. Der Grund: In den letzten zwei Tagen hat es im Norden Mosambiks stark geregnet und seit längerer Zeit fließen große Wassermassen aus dem Kariba-Staudamm und dem Cabora Basso-Damm in den Sambesi.

Aus der Provinz Tete nahe dem Cabora Basso-Stausee wird bereits Hochwasser gemeldet. Sowohl am Kariba-, als auch am Cabora-Basso-Damm mussten die Schleusen geöffnet werden, weil nach den sintflutartigen Regenfällen der letzten Wochen im südlichen Afrika der Pegel in den künstlichen Stauseen dramatisch angestiegen waren.

Unterdessen ist die Zahl der Hochwasser-Toten im südlichen und zentralen Mosambik gestiegen. Wie die Behörde für Katastrophen-Management im Maputo mitteilte, sind 492 Leichen geborgen worden, davon allein in der Provinz Gaza 285. In der vor zwei Wochen völlig überfluteten Stadt Chokwe in dieser Provinz kamen 175 Menschen ums Leben. Die internationalen Hilfsorganisationen befürchten, dass bei der Jahrhundert-Flut Tausende ertrunken sind. Seit die Pegelstände fallen, werden immer mehr Leichen gefunden.

Die Staats- beziehungsweise Regierungschefs des südlichen Afrika wollten sich am Dienstag in Maputo treffen, um über die Lage nach den Überschwemmungen und in ihrer Region zu beraten. Das Welternährungsprogramm (WFP) hat am Montag einen neuen Hilfsappell für Mosambik in Höhe von 34 Millionen Dollar (rund 68 Millionen Mark) erlassen. Wie WFP-Sprecherin Abby Spring in Maputo mitteilte, werden 27 Millionen Dollar zur Beschaffung von 55 000 Tonnen Lebensmitteln gebraucht. Damit können 650 000 Menschen sechs Monate lang ernährt werden.

Vier Millionen Dollar sollen für die Reparatur von Straßen und drei Millionen für die Fortsetzung der Versorgungsflüge ausgegeben werden. Nach Angaben Springs sollen bei der Wiederherstellung der Verkehrswege einheimische Arbeitskräfte eingesetzt werden, die sich auf diese Weise etwas Geld verdienen können.

Zu den wichtigen Aufgaben in nächster Zeit gehört die Verteilung von Saatgut an Zehntausende von Kleinbauern, damit sie im August/September etwas ernten können. Medico International teilte am Montag in Frankfurt mit, dass 20 Tonnen reproduktionsfähiger Mais und 15 Tonnen Bohnen für Mosambik gekauft worden seien. Auch aus Südafrika soll Saatgut in das Nachbarland geliefert werden.

Medico International wies außerdem darauf hin, dass die Hochwasser-Opfer auch sozial-therapeutisch betreut werden müssten. Nach Jahrzehnten des Krieges und Bürgerkrieges und angesichts anhaltender Armut haben viele Menschen nur noch wenig Kraft, um wieder einen Neuanfang unter noch schwierigeren Bedingungen als bisher zu bewerkstelligen.

(RPO Archiv)
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