„Blutregen“ über NRW Saharastaub sollte nicht zu lange auf Autos und Gartenmöbeln bleiben

Düsseldorf/Bonn · Mit dem Regen kam in den letzten Tagen der Sandstaub aus der Sahara über das Rheinland. In der Sonne sind seine Spuren auf Gartenmöbeln und Autos gut sichtbar. Warum man mit dem Abwaschen nicht zu lange warten sollte.

 Saharastaub auf Autolack (in Düsseldorf).

Saharastaub auf Autolack (in Düsseldorf).

Foto: dpa/Sophie Brössler

Es wird Zeit für den Frühjahrsputz. Das empfiehlt jedenfalls Wetterexperte Karsten Brandt angesichts des braunen Puders, das sich in den letzten beiden Tagen über die Region gelegt hat. Mit dem Regen kam Sahara-Sand herab, den Tief Elke über die Alpen geweht hat. Er bringt zwar ein ganz hübsches Muster auf den Terrassentisch, aber zu lange sollte man nicht damit warten, ihn zu entfernen.

Auch auf dem Auto hat er sich niedergelassen. Also erst einmal zur Tankstelle in der Nähe, einmal Wäsche gegen den Wüstensand bitte. „Sie sind bestimmt der Zehnte, der das heute zu mir sagt“, meint die Frau an der Kasse. Einige Autos haben sich dort angesammelt, sie alle haben einen ähnlichen Farbüberzug. Es sei ohnehin mal wieder nötig gewesen, sagt ein anderer Autofahrer. Viele haben sich schon auf den Weg gemacht, an Tankstellen sieht man mehr Fahrzeuge in den Warteschlangen vor den Autowaschanlagen als an den Zapfsäulen stehen.

Auch bei Mr. Wash in Bonn herrscht reger Andrang. Dort rät Techniker Alexander Schmidt ebenfalls dazu, nicht zu lange mit der Reinigung zu warten. Denn der feine Sand kann dem Lack Probleme bereiten, wenn man ihn ungewollt verreibt. Für die, die lieber selbst Hand anlegen wollen, hat er einen wichtigen Tipp: Erst das Auto absprühen, am besten mit dem Hochdruckreiniger. „Wer mit dem Lappen anfängt, den Staub wegzuwischen, kann ihn leicht in den Lack reinkratzen.“ Deshalb erhalten die Autos in der Waschanlage vor der Reinigung immer eine Hochdruckdusche.

Meteorologe Brandt sagt voraus, dass der Regen fürs Erste durch ist. Und das bedeutet, dass auch kein neuer Sandstaub aus der Sahara dazukommt. Man werde ihn am Wochenende deutlich erkennen, wenn die Sonne längere Zeit darauf scheint, so Brandt. Dann härte der Sand aus und lasse sich schwerer entfernen. Deshalb solle man das schöne Wetter der nächsten Tage nutzen, um die Fenster wieder zu reinigen, Terrasse oder Balkon, Wintergarten und Gartenmöbel abzuspritzen, empfiehlt er.

„Der Staub bündelt sich im Regen“, erklärt Brandt. Wenn es also trocken bleibt, weht der Wind den Sahara-Sand einfach weiter nordwärts. Der, erklärt der Experte, kommt in einer Höhe zwischen einem und fünf Kilometern über die Alpen. Im Süden Deutschlands mache sich der sogenannte Blutregen, der wegen seiner rötlichen Färbung in mittelalterlichen Zeiten als schlechtes Zeichen angesehen wurde, noch deutlicher bemerkbar als im Rheinland

Dass Sand aus Afrika nach Europa geweht wird, ist laut Brandt nichts Ungewöhnliches. „Er wird mehrfach im Herbst und im Frühjahr transportiert, im Sommer weniger.“ Deutlich sichtbar werde er aber nur etwa alle zwei Jahre. Man habe ihn ein Stück weit am Mittwoch wahrnehmen können, weil die Luft nicht klar und die Sonne nicht deutlich zu sehen war. „Es war auch überraschend kalt.“ Und der Sand bringe auch eine erhöhte Feinstaubbelastung mit sich. Am Donnerstagmorgen hatte Brandt 55 Mikrogramm abgelesen, mehr als dreimal so viel wie normal.

Er beruhigt aber: Man könne diesen Staub gefahrlos einatmen. Zum Teil sieht man den Sahara-Sand auch auf der Straße. „Vorsichtig fahren ist immer gut.“ Der Belag sei aber nicht mit Glätte zu vergleichen. Und Brandt kann dem Staub auch etwas Gutes abgewinnen: „Er ist positiv für die Pflanzenwelt, denn das ist guter mineralischer Dünger.“ Man habe ihn auch schon im brasilianischen Regenwald gefunden, wo er als Dünger gut funktioniert.

Es ist aber auch klar: „Nach dem Frühjahrsputz ist vor dem Frühjahrsputz“, sagt Brandt. Wer in der Nähe bestimmter Nadelbäume lebt, weiß nur zu gut: Demnächst geben sie wieder Pollenwolken ab. Die sind noch lästiger als der Blutregen.

Dieser Artikel erschien zuerst in Bonner General-Anzeiger.

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