Kiel Rocker-Prozess: Milde Strafe für Kronzeugen

Kiel · Das Landgericht Kiel hat den Ex-Chef der inzwischen aufgelösten Rockerbande "Legion 81" zu einer Haftstrafe von vier Jahren und vier Monaten verurteilt – wegen Menschenhandels, Zuhälterei, schwerer Körperverletzung sowie versuchter Erpressung. Möglich wären bis zu zehn Jahren Haft gewesen. In dem Verfahren wurde betont, dass der Angeklagte ausgesagt habe, ohne dass es vorher eine Vereinbarung mit der Justiz über eine geringe Strafe gegeben habe.

Die Anwälte der beiden Nebenklägerinnen – zwei von dem Angeklagten brutal drangsalierten ehemalige Prostituierten – forderten ein deutlich höheres Strafmaß.

Oberstaatsanwalt Alexander Ostrowski betonte, dass der 40-Jährige sich vom gewalttätigen Rockermilieu gelöst und mit seinen Aussagen Mitglieder der Hells Angels belastet habe. "Er ist eine gefährdete Person. Personen, die aussteigen, müssen für sich und ihre Familien mit Lebensgefahr rechnen." Die Behörden haben den Mann an einem geheimen Ort untergebracht.

Auch aufgrund der Angaben des Angeklagten habe die Polizei im Mai mit 1200 Beamten den bisher größten Schlag gegen die Rocker in Norddeutschland führen können. Den Chef der hannoverschen Hells Angels, Frank Hanebuth, beschuldigte der 40-Jährige, einen Mord an einem Türken in Auftrag gegeben zu haben. Der Mann wird seit zwei Jahren vermisst. Die Polizei sucht seit dem 24. Mai dessen Leiche in einer Lagerhalle in Altenholz bei Kiel – bislang ohne Erfolg.

(RP)
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