Pfarrer wegen Missbrauchs verurteilt Richter kritisieren Kirche

Coburg (dpa). Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern ist ein katholischer Pfarrer aus dem Landkreis Coburg am späten Donnerstagabend zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Gericht und Staatsanwaltschaft übten in dem zweitägigen Verfahren auch deutliche Kritik an der Kirchenleitung. Sie trage Mitverantwortung am Leid der Opfer, weil sie nicht reagiert habe, als die ersten sexuellen Übergriffe Mitte der 80er Jahre ans Licht kamen. Die Kirchenoberen hätten erst reagiert, als der Vater eines Opfers den Pfarrer im Weihnachtsgottesdienst 1998 öffentlich des wiederholten Missbrauchs seines Sohnes bezichtigte.

Erst nach den Plädoyers brach der 60-jährige Geistliche sein Schweigen. Er habe keine sexuellen Handlungen vorgenommen, sondern den Kindern "nur einen Klaps gegeben", verteidigte er sich. Die Jugendkammer des Landgerichts sprach den Priester dennoch des sexuellen Missbrauchs von drei Kindern in sieben Fällen schuldig. Der "Pfarrer mit zwei Gesichtern" - so der Staatsanwalt - darf künftig Kinder weder unterrichten noch ohne Aufsicht in seinem Auto mitnehmen. Außerdem muss er an die drei Opfer im Alter von neun und elf Jahren insgesamt 12 000 Mark zahlen. Der Angeklagte kündigte noch im Gerichtssaal Revision gegen das Urteil an.

(RPO Archiv)
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