Zur schnellen Eingewöhnung in Deutschland# Relocation Service für ausländische Business-Leute

Stuttgart (dpa). Was bedeutet das Kleingedruckte im Mietvertrag? Wo ist der nächste Kindergarten? Und was muss man sich unter einer Kehrwoche vorstellen? Ausländer, die nach Deutschland umziehen, haben es schwer, sich zurecht zu finden - vor allem, wenn sie zum Arbeiten kommen und für solche Fragen kaum Zeit haben. Deshalb setzen immer mehr Unternehmen, die Arbeitskräfte aus dem Ausland einstellen, auf die Hilfe so genannter Relocation Services.

Sie sollen Managern, Software-Entwicklern oder Webdesignern den Einstieg in die neue Umgebung erleichtern.

"Wir arbeiten seit rund 15 Monaten mit solchen Services zusammen", sagt Andrew Jenkinson, Referent in der Auslandspersonalabteilung bei der Robert Bosch GmbH in Stuttgart. Die Dienstleister greifen Neuankömmlingen bei Verhandlungen mit Vermietern unter die Arme, melden den Nachwuchs in der Schule an oder erkunden gemeinsam mit ihnen die neue Nachbarschaft. Als Jenkinson vor vier Jahren von Australien nach Stuttgart kam, war das anders. "Ich musste damals allein zum Arbeitsamt", erinnert sich der 39-Jährige.

Auch die Verantwortlichen bei IBM oder DaimlerChrysler vertrauen zunehmend auf professionelle Hilfe. "Die haben einfach Wissen, das mit unserem Kerngeschäft nichts zu tun hat", sagt Christiane Reim, die bei DaimlerChrysler ausländische Mitarbeiter betreut. Genossen 1999 erst 30 Neulinge Unterstützung, sind es heute fast 100, unabhängig von ihrem Rang im Unternehmen. "Auch bei uns wird kein Unterschied gemacht, ob es ein Manager oder ein Ingenieur ist", bestätigt ein IBM-Sprecher.

Zunächst hätten im Unternehmen viele gezweifelt, ob es nötig sei, solche Dienste zu beauftragen, sagt Jenkinson, der die Unterstützung der ausländischen Bosch-Neulinge eine Zeit lang selbst übernahm. Inzwischen seien davon alle überzeugt. Schließlich sei die Zahl der Mitarbeiter aus dem Ausland rapide gestiegen. "Die Personalabteilungen der großen Firmen sind auf den Trichter gekommen", bestätigt Birgitta Offermann vom Relocation Service Forster-Offermann in Bietigheim-Bissingen. Das Unternehmen hat seit 1996 rund 200 Arbeitnehmer und deren Familien betreut.

Alle Hände voll zu tun hat auch Esther Bartholome von der Sindelfinger Agentur "Feel at home". Vor dreieinhalb Jahren begann die 29-jährige Spanierin mit nur einer Kollegin. Heute beschäftigt sie vier feste und drei freie Mitarbeiter. Neben der praktischen Hilfe beim Einleben veranstaltet das Team regelmäßig interkulturelle Seminare. "Dadurch sollen die Leute verstehen lernen, wie das Leben in Deutschland funktioniert."

Manchmal stehen die professionellen Eingliederungshelfer trotzdem vor ungeahnten Hürden. Gerade die Arbeit mit Menschen aus Lateinamerika sei knifflig, erzählt Offermann. "Weil dort Ehefrauen einen anderen Nachnamen haben als ihre Männer, müssen sie bei den Ämtern grundsätzlich bei zwei Buchstaben in der Schlange stehen." Dafür glänzten diese Kunden oft mit den besten Deutschkenntnissen.

Unterschiedliche Erfahrungen haben die Experten mit Japanern gemacht. "Ihre Bereitschaft, sich helfen zu lassen, ist oft nicht groß", sagt Jenkinson. Offermann dagegen arbeitet besonders gern mit den Neuankömmlingen aus Ostasien zusammen. Sie seien meist sehr konzentriert und hätten sich oft bereits vor dem Umzug auf ihre neue Heimat eingestellt. "Die sind manchmal besser über Deutschland informiert als man selbst."

(RPO Archiv)
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