Reformer bei Synodalversammlung „Die Bischöfe haben den Schuss gehört“
Frankfurt/Main · Angesichts massiven Mitgliederschwunds und wachsender Kritik aus Politik und Gesellschaft steht die katholische Kirche unter Druck. Zwei Abstimmungen bei der Synodalversammlung in Frankfurt machen den Reformern jetzt Mut.
Nach zwei wichtigen Abstimmungserfolgen haben sich die Reformer unter den deutschen Katholiken am zweiten Tag der Synodalversammlung in Frankfurt/Main optimistisch gezeigt. „Die Bischöfe haben den Schuss gehört“, versicherte am Freitag Beate Gilles, die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz. „Das ist beileibe noch nicht der Durchbruch zu einer anderen und erneuerten Kirche, aber ich glaube, es ist ein gutes Fundament, das da jetzt gegossen worden ist.“ Ihr sei „ein Stein vom Herzen gefallen“.
Gilles verwies darauf, dass die Bischöfe am Abend zuvor mit Zwei-Drittel-Mehrheit zwei zentrale Texte beschlossen hatten, die einen Reformbedarf anerkennen und die Grundlage für konkrete Reformbeschlüsse bilden sollen. Die Reformer streben unter anderem Segnungen für Homosexuelle, eine Lockerung des Zölibats, die Einführung des Diakonats der Frau und ein Mitbestimmungsrecht von Gläubigen bei der Bischofswahl an.
„Mit den beiden Abstimmungen sind wir einen großen Schritt weiter“, sagte Gilles. Bisher hatte man nur darüber spekulieren können, wie viele Bischöfe Reformen wirklich mittragen würden. Allerdings waren bei den Abstimmungen einige bekannte Konservative wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nicht mit dabei. Hätten sie alle mitgestimmt, wäre die Zwei-Drittel-Mehrheit nicht mehr so sicher gewesen.
Gilles sagte, die Kirche befinde sich in einer dramatischen Lage. „Wir haben eine tiefe Krise, und wir haben das Vertrauen verloren.“ Nach der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens waren die Anträge auf Kirchenaustritte vielfach noch einmal in die Höhe geschnellt.
Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Marc Frings, sagte, es sei derzeit eine „bemerkenswerte Dynamik“ spürbar. Die Abstimmungen zeigten, dass etwa 80 Prozent der Delegierten hinter den angestrebten Reformen stünden. „Gestern haben wir gesehen, als es zum ersten Mal ernst wurde, als es um Texte der zweiten Lesung ging, dass es ein Dutzend Bischöfe gibt, die diese Reformen möglicherweise nicht unterstützen.“ Insgesamt gibt es 69 Bischöfe, von denen 61 zu der Synodalversammlung angemeldet waren. An den Abstimmungen beteiligten sich 59.
Johanna Müller, die mit 18 Jahren jüngste Delegierte, sagte am Freitag, in den letzten Wochen sei es noch einmal deutlich schwieriger geworden, sich zur Kirche zu bekennen. Der Weg nach Frankfurt sei ihr sehr schwer gefallen. „Ich spüre den großen, großen Druck, der zurecht in unserer Gesellschaft in Deutschland da ist. Und es ist auch mit gar nichts zu rechtfertigen, warum so viele Reformschritte noch nicht gegangen wurden.“