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Spekulationen um Kirchenoberhaupt Plant Papst Franziskus seinen Rücktritt?

Rom · Wird nach Papst Benedikt XVI. auch Papst Franziskus zurücktreten? In italienischen und anderen Medien wird darüber zuletzt immer wieder diskutiert. Einige Termine des katholischen Kirchenoberhauptes beflügeln nun die Spekulationen.

Papst Franziskus – Steckbrief und Bilder aus seinem Leben
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Das ist Papst Franziskus

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Foto: dpa/Alessandra Tarantino

Am 27. August wird Papst Franziskus 21 neue Kardinäle ernennen oder „kreieren“, wie es im katholischen Jargon heißt. Diese Entscheidung hat Spekulationen über einen bevorstehenden Rücktritt des Papstes beflügelt. Wieder einmal, muss man hinzufügen. Der 85 Jahre alte Franziskus ist gesundheitlich seit einiger Zeit nicht mehr in bester Form. Und nun tun sich einige Fragen zu Entscheidungen seinerseits auf.

Da ist zum Beispiel die Frage, warum der Papst eine Konsistorium genannte Kardinalsversammlung Ende August einberuft, wo doch das öffentliche Leben in jener Jahreszeit in Italien und im Vatikan absolut stillsteht. Beobachter vermuten, der Papst habe also eine gewisse Eile oder zumindest einen guten Grund, das Kollegium, das einmal seinen Nachfolger wählen wird, in seinem Sinne aufzustocken.

16 der neu ernannten Kardinäle sind unter 80 Jahren und wären in einem eventuellen Konklave wahlberechtigt. Mit der Neuernennung wird Franziskus das Kollegium dann sehr stark geprägt haben. Von den derzeit 132 Wahlberechtigten sind 83 und damit fast Zweidrittel von ihm ernannt. Ein Papst wird mit Zweidrittelmehrheit gewählt. Die neuen Kardinäle stammen in einigen Fällen auch diesmal von den Rändern der Welt, etwa aus Osttimor, Singapur, der Mongolei oder Indien. Es ist ein offenes Geheimnis, dass ein Papst vor allem durch die Ernennung neuer Kardinäle auf den Kurs der Kirche nach seinem Pontifikat Einfluss nimmt.

Diese Tatsache hat die von italienischen Medien, aber auch Zeitungen wie dem britischen Guardian oder der Nachrichtenagentur AP verbreiteten Spekulationen allerdings nicht alleine beflügelt. Beobachter wundern sich auch, warum Franziskus einen Tag nach dem Konsistorium in die Stadt L'Aquila in der Region Abruzzen reisen wird, um dort als erster Papst überhaupt an der sogenannten „Perdonanza Celestiniana“ teilzunehmen. Jenes Vergebungsfeier wurde von Papst Cölestin V. eingeführt. Er trat als erster Papst der Neuzeit 1294 nach nur fünf Amtsmonaten überfordert zurück.

Dass Benedikt XVI. 2009, also vier Jahre vor seinem eigenen Rücktritt, an Cölestins Grab betete und seine päpstliche Stola dort ablegte, wurde nachträglich als Hinweis auf seinen späteren Rücktritt interpretiert. Der 95-Jährige lebt heute zurückgezogen in einem Vatikan-Kloster. In Vatikankreisen heißt es immer wieder, Franziskus müsse vor einem Rücktritt den Tod Benedikts abwarten. Denn andernfalls hätte die katholische Kirche drei, also einen amtierenden und zwei emeritierte Päpste.

Franziskus hatte sich zu Beginn seiner Amtszeit voller Respekt über den Rücktritt Benedikts geäußert und diesen Schritt auch für sich selbst nicht ausgeschlossen. Außerdem sagte der Papst aus Argentinien, er erwarte für sich ein eher kurzes Pontifikat. Im kommenden März würde Franziskus aber bereits sein zehnjähriges Amtsjubiläum feiern. In den Versammlungen vor dem Konklave 2013 hatten die Kardinäle tiefgreifende Reformen gefordert, die dieser Tage zumindest formell einen Abschluss gefunden haben. Am vergangenen Sonntag war die von Franziskus veranlasste neue Vatikanverfassung „Praedicate Evangelium“ in Kraft getreten, die die apostolische Konstitution von 1988 ablöste.

Die Vatikan-Bürokratie wird von ihr insofern reformiert, als Frauen und Laien nun offiziell Behörden leiten können, was Franziskus de facto bereits ermöglicht hat. Generell steht die neue Verfassung unter dem Credo einer „heilsamen Dezentralisierung“, also der Verschiebung der kirchlichen Macht hin zu den Ortskirchen und weg vom Vatikan. Ob dieser Wunsch des Papstes Wirklichkeit wird, bleibt abzuwarten. Als erste Vatikanbehörde wird nunmehr das Dikasterium für Evangelisierung, also der Verbreitung des Glaubens außerhalb der Kirche genannt und nicht mehr die Glaubenskongregation, ein innerkirchliches Kontrollorgan. Neun Jahre nach seiner Wahl hat Franziskus mit „Praedicate Evangelium“ zumindest einen Teil seiner Versprechen eingelöst. Er will mit den Kardinälen nach dem Konsistorium Ende August zwei Tage lang über die neue Vatikan-Verfassung „nachdenken“, wie der Vatikan ankündigte.

Dass Franziskus gesundheitlich angeschlagen ist, beflügelt nun die Rücktritts-Spekulationen. Seit Anfang Mai tritt er öffentlich nur noch im Rollstuhl auf, weil er Schmerzen im rechten Knie hat. Eine Operation schließt Franziskus Insider-Berichten zufolge derzeit aber aus. Er will offenbar die Nebenwirkungen einer Vollnarkose vermeiden. Im Juli 2021 musste der Papst sich einer schweren Darmoperation mit Vollnarkose unterziehen. Auch damals gab es Spekulationen über seinen Rücktritt.

 Papst Franziskus spricht zu den Gläubigen, während der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan (Archivfoto).

Papst Franziskus spricht zu den Gläubigen, während der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan (Archivfoto).

Foto: dpa/Alessandra Tarantino

Der Vorsitzende des Kardinalsrates, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, bezeichnete die jüngsten Gerüchte als „Hirngespinste“. Auch das gut informierte Vatikan-Informations-Portal „Il sismographo“ dementierte die Spekulationen. „Es sieht nicht so aus, als gäbe es zum jetzigen Zeitpunkt einen einzigen Grund, über den Rücktritt von Papst Franziskus nachzudenken“, heißt es dort. Gegen einen Rücktritt spricht zudem eine Reihe von geplanten Reisen des Papstes in diesem Jahr nach Kongo, Südsudan, Kanada (alle Juli) und Kasachstan (September). Im Herbst 2023 findet zudem eine von Franziskus initiierte Bischofssynode zum Thema der Dezentralisierung und der Kirchenreformen statt. Franziskus will selbst teilnehmen. Dass der Kongress die erste Großveranstaltung unter seinem Nachfolger wird, ist allerdings nicht mehr ausgeschlossen.

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