Ostern im Vatikan Papst spendet Segen „Urbi et Orbi“ und warnt vor Rüstungswettlauf trotz Pandemie

Auch in diesem Jahr feiert der Vatikan wegen Corona das Osterfest unter eingeschränkten Umständen. Der Papst ruft trotzdem zur Zuversicht auf. Am Ostersonntag spendete er den Segen „Urbi et Orbi“.

 Papst Franziskus in der Ostermesse am Sonntag im Petersdom.

Papst Franziskus in der Ostermesse am Sonntag im Petersdom.

Foto: dpa/Filippo Monteforte

Papst Franziskus hat in seiner Osterbotschaft vor einem Rüstungswettlauf gewarnt, der trotz der Corona-Pandemie andauert. „Die Pandemie ist immer noch in vollem Gange. Die soziale und wirtschaftliche Krise ist sehr schwer, besonders für die Ärmsten“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag im Petersdom. Und er fuhr fort: „Trotzdem – und das ist skandalös – nehmen die bewaffneten Konflikte kein Ende und die militärischen Arsenale werden verstärkt.“

Franziskus erbat Trost und Unterstützung für alle, die weiterhin unter den Folgen der Pandemie leiden. Vor allem die Armen benötigten Hilfe. Die internationale Gemeinschaft müsse Verzögerungen bei der Impfstoffversorgung überwinden und für eine solidarische Verteilung sorgen.

Der Papst sprach zahlreiche Konfliktregionen der Welt direkt an: In Myanmar wüssten die friedlichen Anhänger der Demokratiebewegung, dass „Hass nur durch Liebe vertrieben werden kann“. Libanon und Jordanien lobte der Papst für die „großzügige“ Aufnahme vieler Flüchtlinge aus Syrien. Das „Getöse der Waffen“ in dem Bürgerkriegsland müsse endlich aufhören. Das gelte auch für den Jemen, wo die Ereignisse von einem „skandalösen Schweigen umhüll““ seien.

Der 84-Jährige warb für eine Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern, prangerte Gewalt und Terror in Afrika an, forderte friedliche Lösungen für Libyen, die Ostukraine, Berg-Karabach. Sämtliche beteiligten Parteien sollten sich „effektiv dafür einsetzen“, all diese Konflikte zu beenden. Mit Gottes Hilfe sei es möglich, „Mentalität des Krieges“ zu überwinden.

Zum Ende seiner Ansprache griff der Papst den Welttag gegen Antipersonenminen auf, der jährlich am 4. April begangen wird. „Diese heimtückischen und schrecklichen Sprengkörper töten oder verstümmeln jedes Jahr viele unschuldige Menschen“, sagte er und mahnte: „Wie viel besser wäre eine Welt ohne diese Instrumente des Todes!“

Wegen des Gesundheitsschutzes feierte der 84-jährige Franziskus auch in diesem Jahr seine Messe zum Ostersonntag nur in kleinem Rahmen mit einer begrenzten Zahl von Anwesenden. Normalerweise begeht der Papst das Fest der Auferstehung von Jesus Christus vor Tausenden von Besuchern auf dem Petersplatz. Der Papst aus Argentinien hielt seine Osteransprache kurz vor dem wichtigen Segen „Urbi et Orbi“ (Für die Stadt und den Erdkreis). Mit diesem Segen erlässt das Kirchenoberhaupt den Gläubigen die Strafen für bereute und gebeichtete Sünden.

Das Kirchenoberhaupt sprach die Segensformel vor dem Kathedral-Altar. Gläubige weltweit verfolgten die Feier über TV-Sender und einen Internet-Livestream. Der Segen, der nach seinem lateinischen Titel der Stadt Rom und dem Erdkreis gilt, markiert einen Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten in Rom.

Zuvor hatte der Papst in der Osternacht zu einem Neubeginn nach „dunklen Monaten der Pandemie“ aufgerufen. „Es ist immer möglich, neu anzufangen“, sagte er am Samstagabend. Der auferstandene Jesus lade dazu ein, niemals die Hoffnung zu verlieren. Mit Gottes Hilfe könne „aus dem Scherbenhaufen unserer Menschheitsgeschichte“ ein Kunstwerk geschaffen werden.

Wegen der anhaltenden Corona-Krise waren zu der Vigilfeier im Petersdom ähnlich wie im Vorjahr nur wenige Gäste zugelassen. Um die in Italien geltende Ausgangssperre einzuhalten, begann die Zeremonie deutlich früher als üblich. Zum Schutz der rund 200 Teilnehmer vor Ansteckung entfielen etliche Riten. Auch wurden – anders als früher – keine Erwachsenen getauft. Gläubige weltweit verfolgten den Gottesdienst über TV-Sender und einen Livestream im Internet.

Zu Beginn entzündete Franziskus im Dunkeln die Osterkerze und folgte ihr in einer Prozession zum Kathedra-Altar. Während eines Gloria-Gesangs wurde die vatikanische Basilika nach und nach hell erleuchtet. Dazu stimmten Glocken des Gotteshauses Festgeläut an.

Das Kirchenoberhaupt ermutigte in seiner Predigt, nicht zuletzt in Glaubensfragen „neue Wege zu beschreiten“. Viele lebten einen „Erinnerungs-Glauben“, so als gehöre Christus der Vergangenheit an. Ein lebendiger Glaube sei aber „keine Antiquitätensammlung“, betonte der 84-Jährige. „Jesus lebt, hier und jetzt.“ Er eröffne Perspektiven, auch wenn alles ausweglos erscheine. Dies bedeute allerdings, dass man stets bereit sein müsse, sich wieder neu auf den Weg zu machen.

Der Papst forderte alle Gläubigen auf, wie Jesus „an die Grenzen“ zu gehen – „dorthin, wo sich das tägliche Leben abspielt“. Der Auferstandene zeige sich in den Gesichtern aller Brüder und Schwestern, besonders in den Tränen der Ausgegrenzten, Schwachen, Armen. Wer Barrieren überwinde, Vorurteile abbaue und auf seine Mitmenschen zugehe, werde die „Gnade des Alltäglichen“ neu entdecken.

Wegen nach wie vor hoher Corona-Infektionszahlen gelten in Italien wie zu Ostern 2020 zahlreiche Restriktionen. Der Vatikan trägt die Regeln weitgehend mit, obwohl die meisten Bediensteten – auch der Papst selbst – inzwischen geimpft sind.

Die Scharen von Pilgern, die in der Vergangenheit in den Vatikan und die italienische Hauptstadt Rom kamen, blieben auch in diesem Jahr wieder aus. Vor der Pandemie war die Ostersonntagsmesse oft auf dem Petersplatz mit Zehntausenden Menschen gefeiert worden. Für gläubige Christen ist Ostern das wichtigste Fest im Kirchenjahr

Ein Jahr zuvor - im April 2020, als die Pandemie in Italien in vollem Gang war – hatte Papst Franziskus am Ostersonntag in noch beschränkterer Form mit einigen wenigen Konzelebranten und Ordensschwestern die Ostersonntagsmesse gefeiert. Die Liturgie wurde etwas verkürzt.

Damals wie auch in diesem Jahr mussten Veranstaltungen ausfallen oder an andere Orte verlegt werden. Franziskus konnte zum Beispiel den Kreuzweg am Karfreitag nicht wie sonst am Kolosseum in Rom beten, sondern musste auf den Petersplatz ausweichen. Für den 84-Jährigen, der als jemand gilt, der gerne unter Menschen ist, fallen die großen Kirchenfeste Ostern und Weihnachten in Pandemiezeiten ernüchternd aus. Seine Volksnähe war etwa auf seiner Irak-Reise sichtbar, als er im Fußballstadion der kurdischen Hauptstadt Erbil nach langer Zeit wieder eine Messe vor Tausenden Menschen halten konnte.

(hebu/kna/dpa)
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