Nach der Brandkatastrophe Deshalb zahlt die katholische Kirche nichts für den Wiederaufbau der Notre-Dame

Düsseldorf · Weltweit ist die Spendenbereitschaft für die teilweise abgebrannte Pariser Kathedrale groß. Der Vatikan hat finanzielle Hilfen aus Rom jedoch ausgeschlossen. Die Deutsche Bischofskonferenz verweist auch auf das Verhältnis von Kirche und Staat in Frankreich.

Notre-Dame: So beschädigt ist die Kathedrale in Paris von innen
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So beschädigt ist die Kathedrale von innen

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Foto: AFP/LUDOVIC MARIN

Der Vatikan-Verantwortliche für Kultur, Kardinal Gianfranco Ravasi, erinnerte daran, dass der Eintritt in Notre-Dame bisher kostenpflichtig war. Dem Staat werde es also an Geld zum Wiederaufbau kaum fehlen, sagte er auf einer Pressekonferenz im Vatikan am Dienstag.

„Ich denke, einer der größten Beiträge, den der Heilige Stuhl Frankreich geben könnte, wäre ein technischer Beitrag“, sagte Ravasi. „Wir haben kompetente Personen in diesem Bereich, die weltweit anerkannt sind, in dieser Hinsicht könnten wir da also eine Rolle spielen.“

Das Erzbistum Köln will mit Hilfen erst mal abwarten: „Derzeit sind wir in Gebeten mit Paris verbunden“, sagte ein Sprecher. Man sehe aber von Ad-hoc-Hilfen ab und wolle warten, was aus Paris zum Wiederaufbau der Kathedrale angefordert wird. „Finanzielle Hilfen sind im Moment nicht angedacht, wir schließen sie aber auch nicht aus.“

Notre-Dame: So sieht die Kathedrale in Paris nach dem Brand aus
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So sieht Notre-Dame nach dem Brand aus

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Foto: AP/Kamil Zihnioglu

Deutlich äußerte sich der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg: „Dass Kardinal Gianfranco Ravasi finanzielle Hilfen ausgeschlossen hat, ist doch eine Selbstverständlichkeit – der hat doch selber nichts“, sagte Sternberg. „Die Kirchen in Frankreich sind in staatlichem Besitz, auch die Notre Dame ist – so fremd das für uns klingen mag – ein staatliches Objekt.“ Insofern lägen die Baulast, die Bauaufsicht- und verpflichtung auch beim Staat. Deswegen sei es eben auch Staatschef Emmanuel Macron, der den Verantwortlichen für den Wiederaufbau benennt, und nicht der Erzbischof.

Die Deutsche Bischofskonferenz wollte die Aussagen des Vatikans nicht kommentieren, verwies aber auf verschiedene Spendenaktivitäten, die in Deutschland stattfinden. So sammle beispielsweise der Zentrale Dombauverein in Köln Spenden, das Erzbistum Berlin führe eine Kollekte am kommenden Ostersonntag durch.

„Wir können gut verstehen, dass es ein hohes öffentliches Interesse gibt, jedoch muss zunächst abgewartet werden, was wann wie und wo benötigt wird“, sagte ein Sprecher der Bischofskonferenz. Zunächst sei es Aufgabe des Kathedralkapitels von Notre-Dame zu definieren, welche Aufbaumaßnahmen notwendig und wie hoch diese zu beziffern sind. Auch müsse das Verhältnis von Kirche und Staat in Frankreich berücksichtigt werden.

Seit 1905 gilt in Frankreich das Laizitäts-Gesetz. Die französische Republik garantiert dem Einzelnen zwar Religionsfreiheit, beschränkt diese jedoch auf den Bereich des Privaten. Im Unterschied zu Deutschland sind Kirchen und Glaubensgemeinschaften privatrechtliche Vereine, keine Körperschaften des öffentlichen Rechts. Staat und Kirche werden voneinander getrennt – Religion und Zivilgesellschaft ebenso.

Auch die Notre-Dame gehört nicht der Kirche, sondern dem französischen Staat, darf aber vom Erzbistum liturgisch genutzt werden.

Die Brandkatastrophe an der Pariser Kathedrale löste eine riesige Spendenwelle aus. Bis Mittwoch kamen rund 900 Millionen Euro zusammen.

Auch NRW hilft: 50.000 Euro habe die landeseigene Förderbank zugesagt, verkündete Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Gemeinsam mit der Deutschen Unesco-Kommission rief Laschet die Aktion „NRW für Notre Dame“ ins Leben. Kritiker werfen ihm vor, sich als Spendensammler für die Kathedrale zu inszenieren.

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