Forderung von SPD-Beauftragtem Bundestag soll Missbrauchsaufklärung der Kirchen begleiten

Berlin/Köln · Der religionspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Lars Castellucci, fordert eine Begleitung von kirchlicher Missbrauchsaufklärung. Zudem solle es eine deutschlandweite Aufarbeitung geben.

Erzbistum Köln: Anwalt stellt Missbrauchsgutachten vor
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Anwälte stellen Missbrauchsgutachten vor

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Foto: dpa/Ina Fassbender

"Wer aufklärt, muss über alle Zweifel erhaben sein, persönlich und als Institution, sonst wird es kein ausreichendes Vertrauen in die Ergebnisse geben können", sagte Castellucci am Donnerstagabend in Berlin: "Deshalb stößt die Aufklärungsarbeit, für die von den Kirchen selbst der Rahmen vorgegeben wird, an Grenzen."

Kostenpflichtiger Inhalt Am Donnerstagvormittag hatten Juristen ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln vorgestellt, das die Erzdiözese selbst in Auftrag gegeben hatte. In 75 der insgesamt 236 ausgewerteten Aktenvorgänge stellten sie Pflichtverletzungen von Bistumsverantwortlichen fest. Die Amtsträger gingen zum Beispiel einem Verdacht nicht nach oder sanktionierten strafbares Verhalten nicht. In keinem einzigen Fall ging es um Strafvereitelung im strafrechtlichen Sinn.

Um die Untersuchung hatte es einen monatelangen Streit gegeben. Ein erstes Gutachten einer anderen Kanzlei wollte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nicht wie zunächst vorgesehen veröffentlichen, weil er es für fehlerhaft hält. In einer teils hart geführten Debatte warfen Kritiker Woelki mangelnden Aufklärungswillen und schlechte Kommunikation vor.

"Bevor jetzt in 27 Bistümern Gutachten in Auftrag gegeben, zurückgezogen, geschwärzt oder erneut in Auftrag gegeben werden, fordere ich einen verbindlichen gemeinsamen und überprüfbaren Rahmen für die Aufarbeitung in ganz Deutschland", erklärte Castellucci. Das Thema betreffe auch die evangelische Kirche, die hier hinterherhinke.

(top/kna)
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