Kommentar zur Amazonas-Synode Bloß eine Ausnahme mehr

Meinung | Düsseldorf · Die Forderung der Bischofssynode, verheiratete Männer im Amazonasgebiet zur Priesterweihe zuzulassen, ist nicht der Anfang vom Ende des Zölibats, kommentiert unser Autor.

Die großen Veränderungen sind es nicht geworden. Aber den einen oder anderen kleinen Türspalt hat die Amazonas-Synode aufgemacht. Ein Beispiel ist die seit Jahrzehnten im Katholizismus kursierende Forderung nach den „Viri Probati“, den verheirateten Männern, die unter dem Eindruck des Priestermangels zu Geistlichen geweiht werden sollen. Für besonders entlegene Regionen des Amazonasgebiets schlägt die Synode vor, den Bischöfen zu ermöglichen, in bestimmten Ausnahmefällen auch verheiratete Männer zu Priestern zu weihen.

Freilich: Der Anfang vom Ende des Zölibats ist das nun gerade nicht. Eher wird den ohnehin schon geltenden Ausnahmen und Sonderregelungen, die es etwa in den katholischen Ostkirchen schon lange gibt, eine weitere hinzugefügt. Sie wiederum passt völlig in eine der Grundlinien des Pontifikats von Papst Franziskus, der die konkreten Erfordernisse der Seelsorge vor Ort oft über die Dogmen stellt. So geschehen zum Beispiel auch, als vor einiger Zeit die Eucharistiezulassung evangelischer Ehepartner im seelsorgerlich begründeten Ausnahmefall eingeführt wurde. Deswegen dürfte es nun nicht überraschen, wenn Franziskus dem Vorschlag der Synode folgt und in Regionen wie dem Amazonasgebiet die „Viri Probati“ zulässt.

Auf Deutschland allerdings wird die Amazonas-Synode wohl eher geringe Auswirkungen haben. Die Situation der katholischen Gemeinden in einem reichen Land mit gut ausgebauten Verkehrswegen ist mit der eines indigenen Dorfs im brasilianischen Urwald kaum vergleichbar. Doch wenn die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken am 1. Advent ihren synodalen Weg beginnen, darf man wohl davon ausgehen, dass das Thema der „Viri Probati“ dann ebenfalls auf der Agenda stehen wird. Der Amazonas hat es schließlich vorgemacht.

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