Kölner Erzbischof Kehrt Woelki nicht wieder nach Köln zurück?

Düsseldorf/Köln · Kardinal Woelki lässt sich bei einer Passionsandacht in der Düsseldorfer Johanneskirche von Weihbischof Rolf Steinhäuser vertreten. Die Absage könnte darauf hindeuten, dass er aus seiner geistlichen Auszeit nicht wieder als Erzbischof zurückkehren wird.

 Rainer Maria Woelki, Kardinal der römisch-katholischen Kirche, Erzbischof von Köln.

Rainer Maria Woelki, Kardinal der römisch-katholischen Kirche, Erzbischof von Köln.

Foto: dpa/Andreas Arnold

KÖLN Überraschend hat Kardinal Rainer Maria Woelki seine Teilnahme an der Ökumenischen Andachtsfeier am 5. März in der Düsseldorfer Johanneskirche abgesagt. Wie die evangelische Kirche mitteilte, lässt er sich bei der Feier in der Johanneskirche von Weihbischof Rolf Steinhäuser vertreten. Steinhäuser leitete das Erzbistum in Abwesenheit des Kardinals als sogenannter Apostolischer Administrator. Er wird mit seiner Teilnahme an der ökumenischen Andachtsfeier gewissermaßen an seine alten Wirkungsstätte zurückkehren. Der gebürtige Kölner Rolf Steinhäuser war von 1997 bis 2015 Stadtdechant von Düsseldorf, ehe ihn Papst Franziskus zum Weihbischof von Köln bestellte.

 Die Absage Woelkis war selbst für Teile der Kölner Bistumsleitung überraschend und könnte darauf hindeuten, dass der Kardinal aus seiner fünf Monate währenden geistlichen Auszeit nicht wieder als Erzbischof zurückkehren wird. Ursprünglich ist geplant, dass er am Aschermittwoch erstmals im Kölner Dom auftreten und dort eine Heilige Messe leiten wird. Seine geplante Teilnahme in der Johanneskirche – Woelki sollte dort predigen – wäre mehr als nur ein Routinetermin gewesen. Die wechselseitigen Einladungen zu ökumenischen Gottesdiensten zu Beginn der Passionszeit sind Bußgottesdienste mit einer jahrzehntelangen Tradition.

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 Unterdessen mehren sich die Stimmen auch aus der leitenden Priesterschaft, die sich eine Rückkehr Woelkis nur noch schwer vorstellen können. So gab der Düsseldorfer Stadtdechant Pfarrer Frank Heidkamp in einem Interview mit dem Kölner „Express“ zu bedenken, dass sich viele Menschen nicht vorstellen könnten, dass der Kardinal zurückkommt. „Es kann nicht so weitergehen wie bisher. Der Kardinal kann nicht an dem Punkt weitermachen, an dem er seine Auszeit genommen hat. Die Menschen haben ihr Urteil gefällt.“

Gegen diesen Widerstand der Gläubigen werde es, so der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke, eine fruchtbare Seelsorge nicht geben. Gegenüber unserer Redaktion erklärte Lüdecke, dass das für einen Papst allemal Grund genug sein könnte, „dem offenkundig uneinsichtigen Oberhirten mit höchstamtlichem Nachdruck den Amtsverzicht nahezulegen oder ihm sein Amt einfach zu nehmen. Kirchenrechtlich ist beides kein Problem, kirchenpolitisch aber durchaus heikel. In Rom reagiert man aus Prinzip nicht auf Druck von unten: Diese Art von Partizipation soll schließlich nicht Schule machen, denn wer Bischof wird und bleibt, bestimmt katholisch bis auf die ganz seltenen, politisch eingeräumten Ausnahmen immer noch allein der Papst. Man wird also sehen, wer in Köln Erzbischof bleibt oder wird.“ Nach den Worten des Theologen werde man dann aber auch sehen, was die Kölner Katholiken denn statt Woelki wollen. „Sind  sie sich darüber im Klaren, dass die Person Woelki nur ein Symptom der eigentlichen Krankheit ist, nämlich des als Diözesanpapst konfigurierten Amtes in der weltweiten Klerikalmonarchie? Oder wird ihnen ein netter Ersatz auf dem Bischofsthron ausreichen, dem sie dann nicht nur liturgisch gern wieder ergeben sind?“

 Kardinal Woelki war von Papst Franziskus in eine Auszeit geschickt worden, nachdem ihm schwere kommunikative Fehler vorgeworfen wurden. Dahinter steht der Eindruck, dass der Erzbischof das Vertrauen der Gläubigen hat. In einer jüngsten Umfrage erklärten mehr als 80 Prozent der Befragten, dass sie sich eine Rückkehr Woelkis nicht vorstellen können. Mit der Konstruktion einer geistlichen Auszeit – sie diente in früheren Fällen oft dem gesichtswahrenden Abschied eines Ortsbischofs – funktionierte offenbar nicht. Denn wie sollte ein neues Vertrauen zwischen Gläubigen und ihrem Erzbischof in Abwesenheit wieder wachsen? Viemehr schien das Gegenteil einzutreten. Die Menschen im Erzbistum Köln entfremdeten sich zunehmend zu dem seit zwei Jahren in der unversöhnlichen Kritik stehenden Kardinal. Am Ende drohte Woelki fast zu einer Schattengestalt werden, der mal in Eichstätt gesichtet wurde, später dann im Roermond, schließlich wurde ein Tagesbesuch im Wallfahrtsort Kevelaer schon zur beachteten Meldung. Und zwischendurch soll er auch im Kölner Bischofshaus an der Kardinal-Frings-Straße gesehen worden sein, als habe er damit Unbotmäßiges getan.

 In der Zeit seiner Abwesenheit versuchte Rom den Klärungsprozess fortzusetzen: Nachdem zunächst Weihbischof Steinhäuser dem Vatikan seinen Bericht über die Lage im Erzbistum abgegeben hat, war auch Woelki nach Rom gereist und hatte dort eine Unterredung mit dem kanadischen Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der einflussreichen Bischofskongregation. Auch soll der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, eine Einschätzung der Kölner Lage dem Vatikan übermittelt haben. Dem Vernehmen nach sollen aber weder Weihbischof Steinhäuser noch Kardinal Woelki ein Gespräch mit Papst Franziskus gehabt haben.

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