Kardinal Woelki über Kölner Missbrauchsgutachten „Natürlich tut die Wahrheit weh“

Interview | Köln · Das Ergebnis des Kölner Missbrauchsgutachtens habe ihn bestürzt, sagt der Erzbischof. Aber: Er habe den Betroffenen das Versprechen gegeben, dass die Aufarbeitung im Erzbistum weitergeht.

 Kardinal Rainer Maria Woelki am Wochenende in der Düsseldorfer Johanneskirche bei der Amtseinführung des neuen Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel.

Kardinal Rainer Maria Woelki am Wochenende in der Düsseldorfer Johanneskirche bei der Amtseinführung des neuen Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel.

Foto: dpa/Hans-Juergen Bauer

Im Missbrauchs-Gutachten der Kanzlei Gercke Wollschläger findet sich der Fall unter „Aktenvorgang 5“ – und ist auf über 15 Seiten dokumentiert. Das ist der Fall des inzwischen verstorbenen Düsseldorfer Pfarrers O., der ein Kind missbraucht haben soll. Mit diesem Priester war Kardinal Rainer Maria Woelki (64) seit seiner Kaplanzeit freundschaftlich verbunden. Woelki wurde vorgeworfen, den Fall als Erzbischof von Köln nicht nach Rom gemeldet und damit eine Pflichtverletzung begangen zu haben. Die Gutachter sind zu einem anderen Ergebnis gekommen. Als Woelki 2014 neuer Erzbischof von Köln wurde, ließ er sich alle Missbrauchsakten kommen, verzichtete aber auf eine Meldung. Grund dafür war der inzwischen schlechte Gesundheitszustand des Priesters. Er sei, wie es im Gutachten nach den Aussagen Woelkis heißt, nach einem zweiten Schlaganfall ein „Schwerstpflegefall“ gewesen, der kein Gespräch mehr führen und Besucher nicht erkennen konnte. Die „Verhandlungsunfähigkeit“ des Beschuldigten hätten nach Einschätzung der Gutachter ein Strafverfahren unmöglich gemacht. Somit sei auch die „Pflicht zur Meldung nach Rom entfallen“. Wenige Tage nach der Präsentation des Gutachtens sprachen wir mit Kardinal Woelki.