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Gott und die Welt Warum die Queen auch im Islam einen Platz im Paradies haben sollte

Meinung · Der Tod der Queen hat in einigen arabischen sozialen Medien eine große Kontroverse ausgelöst. Denn: Im Islam ist umstritten, ob Nichtmuslime ihren Platz im Paradies haben. Welche Position der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide vertritt.

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Persönlichkeit der Superlative - Das war Queen Elizabeth II.

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Foto: dpa/Toby Melville

Im Jahre 2005 hat der damals noch stellvertretende Chef der terroristischen Organisation al Kaida und inzwischen verstorbene Aiman al-Sawahiri in einer Videobotschaft Queen Elizabeth II. als „einen der ärgsten Feinde des Islams“ bezeichnet. Grund dafür war die Rolle von Elizabeth II. als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche. Für solche islamistischen Organisationen gelten alle anderen Religionen und Weltanschauungen als Irrlehren, deren Oberhäupter Erzfeinde Gottes seien. Nur der Islam sei die einzig richtige Botschaft für die gesamte Menschheit. Diese Haltung, die wir in der Theologie als „religiösen Exklusivismus“ bezeichnen, weil sie Gott und das Recht auf Heil nur für die eigene Gruppe vereinnahmt, wird noch bis heute innerhalb des Mainstreams der islamischen Theologie stark vertreten.

Der Gedanke, wonach auch Nichtmuslime Platz im Himmel haben könnten, wird vom Großteil der muslimischen Gelehrten abgelehnt. Auch wenn die Mehrheit der Muslime keineswegs in Queen Elizabeth II. ein Feindbild des Islams sieht, entflammte gestern in einigen arabischen sozialen Medien sofort eine große Kontroverse: Dürfen Muslime um Gnade für eine verstorbene Nichtmuslimin bitten? Die in der islamischen Theologie dominierende Position liefert eine klare Antwort: „Nein!“

Der Koran selbst spricht jedoch eine andere Sprache, eine inklusivistische, und verspricht an mehreren Stellen wie Sure 2:62 und 5:69 neben Muslimen auch Juden, Christen und Angehörigen anderer Religionen die ewige Glückseligkeit. Was wäre das für ein grausames Bild von einem Gott, der Menschen ewige Qual in einer angeblich ewigen Hölle vorbereitet hat, nur weil sie keine Muslime sind? Wie kann man den Glauben an so einen Gott noch rechtfertigen?

Ein Gott, dem es um Labels und Zugehörigkeitskategorien geht, ist leicht für die Legitimation von Macht und Selbstüberhöhung über andere instrumentalisierbar. Solche exklusivistischen Ansichten spiegeln einen bewussten oder unbewussten Wunsch nach Selbstglorifizierung gegenüber Angehörigen anderer Religionen und Weltanschauungen wider. Gott nahe zu sein, bedeutet, Nächstenliebe zu praktizieren. Möge Gott der Seele der Queen und jedem Verstorbenen gnädig sein.

 Der Tod der Queen löste in arabischen sozialen Medien eine große Kontrovers aus.

Der Tod der Queen löste in arabischen sozialen Medien eine große Kontrovers aus.

Foto: AP/Christian Hartmann

Unser Autor ist Islamwissenschaftler an der Universität Münster. Er wechselt sich hier mit der Benediktinerin Philippa Rath, der evangelischen Pfarrerin Friederike Lambrich und dem Rabbi Jehoschua Ahrens ab.

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