Gott und die Welt Jede Einmischung ist ein gutes Zeichen

Die Kirche ist keine übliche Institution, in die man ein- und wieder austreten kann – sie ist eine Lebensbindung.

 Wer sich der Kirche zugehörig fühlt, dem ist es nicht gleichgültig, was in ihr und mit ihr geschieht.

Wer sich der Kirche zugehörig fühlt, dem ist es nicht gleichgültig, was in ihr und mit ihr geschieht.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

Am Rande einer dieser erregten und letztlich doch unbefriedigenden Diskussion über die Zukunft der Kirche sagte einer ihrer Vertreter: Wäre die katholische Kirche eine politische Partei, müsste man noch heute austreten. Alle um ihn schwiegen, waren wohl überrumpelt von diesem frostigen Statement. Doch der Hinweis ist tatsächlich viel weniger nihilistisch, als es den Anschein hat. Im Gegenteil, er beschreibt gut das Wesen von Kirche. Denn schließlich wird über sie im Konjunktiv besprochen: „Wäre“ sie eine politische Partei ... - genau das ist sie ja nicht. Sie ist keine übliche Institution, in die man mal eintreten und auch wieder austreten kann. Mit dem Sakrament der Taufe wird man in die Gemeinschaft aufgenommen; sie ist eine Lebensbindung, auch wenn viele Menschen das nicht mehr so sehen wollen oder können.

Wenn es um die Zukunft der Kirche geht, erreichen uns oft viele Leserbriefe. Darin ist von Enttäuschung die Rede, auch ist die Frustration zu spüren, dass sich entweder nichts oder viel zu viel bewegt. Alle Briefe zeigen vor allem: Wer sich der Kirche zugehörig fühlt, dem ist es nicht gleichgültig, was in ihr und mit ihr geschieht. Jede Einmischung ist also ein gutes Zeichen, jede Betroffenheit ein Ausweis von Vitalität. In der Tat, die Kirche ist keine politische Partei. Man kann mit ihr nicht so einfach „fertig“ werden. Der Satz des Kirchenvertreters weist aber auch auf eine große Gefahr hin: Kirche verliert dann ihren Sinn und ihre Bindungskraft, wenn sie vor allem als Institution gesehen wird, von der man etwas fordern kann und von der man sich abwendet, wenn das Geforderte nicht geliefert wird. Dagegen hilft – bei und aller Kritik – Altmodisches: ein Blick ins Evangelium, dessen radikale Botschaft bis heute beinahe unglaublich ist.

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