Kolumne: Gott Und Die Welt Gotteslästerung kommt in Mode

Satirisch über den Glauben herzuziehen, ist in unserer Gesellschaft erlaubt. Zur wichtigen Freiheit der Meinungsäußerung gehören aber auch Respekt und Verantwortung.

Dass wir uns am Ostersonntagabend - hinreichend ermattet von langen Gottesdiensten und noch viel längeren Familienzusammenkünften - fast alle im kleinen Programmkino trafen, um dort zum x-ten Mal "Das Leben des Brian" zu schauen, darf als Versuch verbucht werden, damals als Pennäler die grimmige Haltung eines kritischen Geistes zu kultivieren. Der Film ist eine Satire auf das Leben und Sterben Jesu. Aber wem sagt man damit noch etwas Neues? Schließlich ist das Werk ins allgemeine Kulturgut des aufgeklärten Abendlandes übergetreten, das sich nicht nur über religiöse Dogmen schlapplacht, sondern gleich in der ersten Filmszene Blasphemie zum Thema macht - als sei das eine skurrile Präambel zum Film.

Gotteslästerung ist erlaubt, abgesehen von der Einschränkung, dass sie nicht dazu geeignet sein darf, den öffentlichen Frieden zu stören. Aber was heißt das schon? Nachdem wir uns dieser Tage aus furchterregenden Anlässen über Presse-, Meinungs- und Satirefreiheit eingehend ausgetauscht haben, scheint Gotteslästerung in Mode gekommen zu sein. Wobei bei manch waghalsigen Überbietungskünsten der Verdacht aufkommt, dass eine diffus negative Haltung schon mit einer kritischen verwechselt wird. Ohnehin ist eine pauschale Ablehnung viel einfacher und vor allem unterhaltsamer als jede intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Glauben. Aber wer genau darüber diskutieren möchte, wird erleben müssen, dass die Verunglimpfung im Gewand der Provokation - so aufgeklärt sie sich auch gibt - keine Gesprächskultur kennt. Satiren fordern nicht zum Dialog auf, weil sie polarisieren in Freund und Feind. Am Ende der Satire steht ein dröhnender Schlusspunkt.

Satire darf alles - auch deswegen, weil in unserer Gesellschaft die Freiheit zu den höchsten Werten zählt. Dass Satire alles darf, heißt aber noch längst nicht, dass sie auch alles kann. Über christliche Würdenträger herzuziehen, ist dabei eine vergleichsweise schale Übung. Zumal die Gegenwehr müde sein dürfte. Wie aber ist es mit scharfen und bösen Satiren über Juden? Besonders die Shoa lehrt uns, dass zur Freiheit immer auch Verantwortung und Respekt gehören.

Es gibt immer noch genug Menschen - und nicht nur Frömmler -, in deren Leben Gott und Glaube eine Rolle spielen. Damit machen sie sich angreifbar. Weil ihnen etwas heilig ist, sind sie verletzlich. Den öffentlichen Frieden dürfte das kaum stören. "Always look on the bright side of life", wird am Ende des besagten Films gesungen - von jenen, die am Kreuze hängen.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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