Gott Und Die Welt Der Fall der gelben Engel – die Bibel hat's gewusst

Unser grenzenloses Vertrauen zum ADAC ist gestört. Und die gelben Engel sind gefallene Engel geworden. Komischerweise ist das alles auch schon in der Heiligen Schrift nachzulesen.

Nun glauben ja manche, die Wahl-Manipulation beim ADAC rund um den Preis des "Gelben Engels" sei eine Story über die Wirtschaft im Allgemeinen, den Lobbyismus im Besondern und das Automobil im Speziellen. Also all das, was es in der einen oder anderen Form ohnehin fast täglich zu erleben gibt. Nicht doch. Am Krankenbett des ADAC stehend, durften wir jüngst Zeuge eines neuzeitlichen Exorzismus werden.

Wer's nicht glaubt, schaue bitte in die Heilige Schrift, denn dort ist die Geschichte der gelben Engel praktisch vollständig dokumentiert. Irgendwie himmlisch war besagter Club ja schon immer. Denn welcher Reisende mit diffizilen Elektronikproblemen an seinem Automobil am Rande einer schlecht ausgebauten thüringischen Bundesstraße bei Mitternacht hat das rasch nahende ADAC-Fahrzeug nicht auch mit diesem Satz aus den Hebräer-Briefen begrüßt: "Sie sind alle dienende Geister, ausgesandt um deretwillen, die das Heil erben sollen." Die Engel hat es also schon früh gegeben, auch wenn ihr Tätigkeitsfeld zu biblischer Zeit ein anderes gewesen sein dürfte. Die Hilfeleistung wird sich auf die Reparatur eines Ochsenkarrens oder das Kitten der Weinamphore beschränkt haben. In der Neuzeit machten dann die gelben Engel die Welt des automobil Reisenden zu einer halbwegs heilen. Und der Schutzbrief, den es obendrein noch gab, atmete den Geist eines zwar fernen, aber doch guten Hirten. Nur mit dem Schutzbrief im sogenannten Handschuhfach und dem gelben Engel irgendwo über uns konnten wir überhaupt die Chuzpe besitzen, mit einem TÜV-bedenklichen Citroën 2 CV 4 (23 PS!), mit vier Insassen und einem Riesenschnauzer über die Alpen bis ins römische Imperium zu fahren. Wir begaben uns also in die Hand des ADAC und fuhren gut damit. Unser Verhältnis zum Automobilclub hatte durchaus Züge eines frommen Urvertrauens.

Aber: Wir hätten die Bibel genauer lesen sollen, insbesondere die Apokalypse und den dort geschilderten Engelsturz — wie Michael mit seinen Engeln gegen den Drachen und dessen Engel kämpft. Der Drache ist Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, also auch uns Autofahrer. Als der Bösewicht schließlich besiegt ward und zur Erde stürzte, da stürzten seine Engel gleich mit ihm. Seither ist von gefallenen Engeln die Rede. Die Autoren der Bibel hatten demnach alles schon gewusst. Doch hätten nicht auch wir von den dunklen Kräften etwas ahnen können? Schließlich steht Gelb in der christlichen Symbolsprache für Ketzerei und Judas. Es scheint, als habe der ADAC jetzt noch ein Farbproblem.

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(RP)
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