Missbrauchsvorwürfe gegen Ex-Präsident Der bittere Beigeschmack der „Sternsinger“

Meinung · Die Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Präsidenten des Kindermissionswerkes „Die Sternsinger“ trüben das Dreikönigsfest. Warum dem Licht des Sterns gerade jetzt eine besondere Bedeutung zukommt – für jeden einzelnen.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Es gehört zu den schmerzlichen Erkenntnissen, dass alles Gute und Schöne sich unter bestimmten Umständen in sein Gegenteil verwandeln kann. Das macht die Ambivalenz des Lebens aus, die immer neu ertragen werden will. Auch Feste können zu einer solchen Erfahrung werden. Zum Beispiel das so beliebte Dreikönigsfest mit seinen Sternsingern, die von Haus zu Haus ziehen, die Türschwellen mit den Buchstaben C+M+B und der jeweiligen Jahreszahl beschriften. Wobei C+M+B sowohl für die Namen Caspar, Melchior und Balthasar steht als auch für „Christus mansionem benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“.

Was gibt es Schöneres, als sich zu Beginn eines neuen Jahres den Segen Gottes zu wünschen und diesen von Haus zu Haus zu tragen? Was Sinnvolleres, als dass Kinder für andere Kinder, die in Armut leben, in Hunger und Kälte, Spenden sammeln? All dies hat einen bitteren Nachgeschmack seitdem wir wissen, dass der frühere Präsident des Kindermissionswerkes „Die Sternsinger“ des Missbrauchs beschuldigt wird. Unfassbar, dass auch er nun in die lange Reihe der Täter eingereiht werden muss.

Dennoch: wir dürfen uns die Freude am Dreikönigsfest nicht nehmen lassen, dürfen über all dem Dunklen, das da ans Tageslicht gekommen ist, nicht das Licht des Sterns vergessen, dem die drei Könige, jene exemplarischen Menschen von weit her, aus anderen Ländern und Kulturen, gefolgt sind. Sie haben sich auf den Weg gemacht, auf die Suche nach dem Ziel ihrer Sehnsucht: nach Gott. Weit sind sie gelaufen, den Stern immer im Blick. Und dann fanden sie ihn: als wehrloses Kind in der Krippe. Mich hat in diesen Tagen das geistliche Testament des verstorbenen Papstes Benedikt inspiriert: „Steht fest im Glauben. Lasst euch nicht verwirren“, heißt es da. Folgen wir also unbeirrt unserem ganz persönlichen Stern. Und vergessen wir nicht, auch selbst ein Stern zu sein für diejenigen, die sich verirrt haben und auf der Suche sind nach dem Sinn und Ziel ihres Lebens.

Unsere Autorin ist Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen und stammt aus Ratingen. Sie wechselt sich hier mit der evangelischen Pfarrerin Friederike Lambrich, Rabbi Jehoschua Ahrens und dem Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide ab.

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