Brücke zwischen Religion und Integration Die Herausforderung des Islamunterrichts in NRW

Meinung | Düsseldorf · Schüler und Schülerinnen sollte ein Islambild vermittelt werden, das ermöglicht, sich als Muslime und Deutsche zugleich zu identifizieren. Warum das nicht einfach ist, und woran der Unterricht gemessen werden muss.

 Islamunterricht gibt es an NRW-Schulen seit 2012.

Islamunterricht gibt es an NRW-Schulen seit 2012.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Die neue, vom Land eingesetzte Kommission für den islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen wird in diesen Tagen ihre Arbeit aufnehmen. Neben den drei großen Verbänden DITIB, Islamrat und VIKZ sind diesmal auch drei weitere Verbände dabei: Vertreter der albanischen sowie der bosnischen Muslime und das Bündnis Malikitischer Gemeinden. Ich vertrete letzteres in der Kommission, das sich als konservativ-gemäßigt definiert. Nicht dabei ist diesmal der Zentralrat der Muslime (ZMD), und zwar aus verfassungsschutzbedenklichen Gründen.

Die Arbeit der Kommission darf nicht unterschätzt werden, denn sie bestimmt sowohl die inhaltliche Ausrichtung des Religionsunterrichts als auch die Kriterien zur Erteilung der erforderlichen Lehrerlaubnis an die Lehrkräfte. Als Religionspädagoge orientiere ich mich hierbei an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler. Viele von ihnen sehnen sich nach einem Islambild, das ihnen ermöglicht, sich zugleich als Muslime und Deutsche zu identifizieren, ohne in einen Identitätskonflikt zu geraten. Dies setzt allerdings voraus, dass der Islam, der ihnen vermittelt wird, sowohl mit ihrer Lebenswirklichkeit als auch mit der freiheitlich-demokratischen Gesellschaftsordnung in Einklang steht.

Es geht also um einen Islam, der keineswegs im Widerspruch zu demokratischen Grundwerten, zu Menschenrechten und zum Recht des Individuums auf Selbstbestimmung steht. Und genau hier liegt die große Herausforderung. Denn ein Bekenntnis zu diesen Werten setzt voraus, den Koran in seinem historischen Kontext zu verorten und nicht darauf zu beharren, seinen Wortlaut ins Hier und Heute zu übertragen (man denke zum Beispiel an Körperstrafen oder patriarchalische Bilder im Koran).

Die letzten Wochen haben gezeigt, dass das Thema Antisemitismus dringend auch im islamischen Religionsunterricht behandelt werden muss. Der Erfolg der Arbeit der Kommission soll daran gemessen werden, ob sie die notwendigen Signale in Richtung der Etablierung eines Islams aus Deutschland und für Deutschland senden wird. Die nächsten Monate werden uns verdeutlichen, welche Verbände dieser Verantwortung gegenüber den muslimischen Schülerinnen und Schülern sowie der Gesellschaft nachgehen werden. Daher gilt Transparenz als oberstes Gebot der Arbeit der Kommission.        

Mouhanad Khorchide ist Islamwissenschaftler an der Universität Münster. Er wechselt sich mit der Benediktinerin Philippa Rath, der evangelischen Pfarrerin Friederike Lambrich und dem Rabbi Jehoschua Ahrens ab.

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