Papst trifft Vorgänger Benedikt XVI. feiert seinen 92. Geburtstag

Vatikanstadt · Benedikt XVI. hat am Dienstag seinen Geburtstag gefeiert. Papst Franziskus gratulierte seinem Vorgänger bereits am Montag. Der Geburtstag des emeritierten Papstes wurde allerdings von seinen jüngsten Ansichten zum Thema Missbrauch überschattet.

Seinen 92. Geburtstag hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) am Dienstag in kleinem Rahmen begangen. Als erster Gratulant war bereits am Montagnachmittag Papst Franziskus bei ihm. Laut Vatikanmitteilung verband der Papst damit gleichzeitig seinen traditionellen Osterbesuch. Ein anschließend verbreitetes Foto zeigt Franziskus und seinen Amtsvorgänger nebeneinander sitzend: der Papst auf einem Stuhl, neben ihm Benedikt XVI. in einem Sessel.

Der emeritierte Papst hatte wie schon im vergangenen Jahr seinen Geburtstag mit einer Messe begonnen. Am Nachmittag brachte die Musikkapelle der Schweizergarde ein Geburtstagsständchen dar. Der Bruder des früheren Papstes, Georg Ratzinger (95), war zum Geburtstag nicht in Rom; wohl aber war er bis vor einer Woche mehrere Tage lang zu Gast im Kloster "Mater Ecclesiae".

Medial überschattet wurde der Geburtstag von der andauernden Debatte um Benedikts XVI. jüngste schriftliche Äußerungen zum Missbrauchsskandal. Darin formulierte der frühere Papst einige Überlegungen zu Ursachen und Charakter der Krise. Der für das bayerische "Klerusblatt" gedachte Beitrag war vergangene Woche von einzelnen Internetportalen auf Englisch, Deutsch und Italienisch verbreitet worden.

So sieht Benedikt XVI. in der "sexuellen Revolution" der 1960er bis 1980er Jahre eine Schwächung der gesellschaftlichen wie kirchlichen Ächtung sexuellen Missbrauchs. Zudem kritisiert er Entwicklungen in der Klerikerausbildung und der katholischen Moraltheologie. Etliche Kommentatoren vermuten in dem von Franziskus-kritischen Medien verbreiteten Text zudem Kritik gegen das amtierende Kirchenoberhaupt und problematisieren das grundsätzliche Verhältnis von amtierendem und emeritiertem Papst.

Gegen solche Interpretationen wandte sich der redaktionelle Leiter der vatikanischen Öffentlichkeitsabteilung, Andrea Tornielli, unter anderem mit einem Beitrag in der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Dienstag). Neben der notwendigen Reform von Strukturen, neuen Vorschriften und genaueren Protokollen verfolge Franziskus wie schon sein Vorgänger Benedikt XVI. eine Antwort, die "nicht sehr medienorientiert" sei.

Es gehe um eine neue gemeinsame Vision, den Glauben zu leben, eine existenzielle Hinwendung aller Gläubigen zu Gott. Den gemeinsamen Nenner macht Tornielli in drei "Briefen an die Gläubigen" aus, die Benedikt XVI. 2010 an Irlands Katholiken schrieb und Franziskus 2018 an die Chilenen sowie das Volk Gottes weltweit. Darin schrieben beide, die Schuld für den Missbrauch dürfe nicht bei anderen gesucht werden, für eine echte Erneuerung brauche es auch Gebet und Buße.

Joseph Ratzinger wurde am 16. April 1927 im bayerischen Marktl am Inn geboren. 2005 wurde er zum Nachfolger von Johannes Paul II. (1978-2005) gewählt. Am 28. Februar 2013 trat Benedikt XVI. als erster Papst der Neuzeit freiwillig zurück. Er begründete die Entscheidung mit seinen nachlassenden körperlichen und geistigen Kräften. Seither führt er ein zurückgezogenes Leben in einem umgebauten früheren Kloster in den vatikanischen Gärten.

(zim/kna)
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