Berlin Rauchverbot: Weniger Herzinfarkte

Berlin · Trotz aller Ausnahmen haben die Rauchverbote in Deutschland tausende Herzinfarkte verhindert. Insgesamt hätten die Gesetze mehr als 35 000 schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindert. Für diese Behandlungen in Kliniken hätten die Krankenkassen sonst rund 150 Millionen Euro ausgeben müssen, dies geht aus der weltgrößten Studie zu diesem Thema hervor, die der Chef der Krankenkasse DAK, Herbert Rebscher, gestern in Berlin vorstellte.

Schon ein Jahr nach der Einführung der Nichtraucherschutzgesetze 2007 und 2008 gingen die Klinik-Behandlungen wegen Herzinfarkten um 8,6 Prozent zurück, wie aus der Studie hervorgeht. Die federführend vom Kieler Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung erarbeitete Studie basiert auf den Daten von 3,7 Millionen DAK-Versicherten. Die Behandlungen wegen Angina pectoris, einer Brustenge als Vorstufe des Herzinfarkts, sanken sogar um 13 Prozent. Den Rückgang maßen die Forscher am vorher erwarteten Auftreten der Krankheiten. Bei den Infarkten war von einem weiteren kontinuierlichen Anstieg wie in den Vorjahren ausgegangen worden.

Studienautor Reiner Hanewinkel führte den Rückgang bei den Krankheiten ausschließlich auf die Nichtraucherschutzgesetze in den Ländern zurück. "Sie haben 1880 Krankenhausaufenthalte verhindert", sagte Hanewinkel bezogen auf die DAK-Versicherten. Bei ihnen seien 450 Infarkt-Behandlungen vermieden worden. Die DAK konnte dadurch 7,7 Millionen Euro für Behandlungen sparen. Die Forscher schlossen bei der über einen Zeitraum von vier Jahren laufenden Studie aus, dass der Rückgang bei den Krankheitsfällen in den Kliniken auf anderen Ursachen beruhte. Unter anderem sei geprüft worden, ob es stattdessen mehr ambulante Behandlungen gegeben habe. Dies sei nicht der Fall gewesen.

Kassenchef Rebscher forderte als Konsequenz möglichst flächendeckende Rauchverbote in Gaststätten und öffentlichen Räumen ohne Ausnahme. Nach Ansicht der Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Carola Reimann (SPD), zeigt die Studie, "dass die Nichtraucherschutzgesetze wirken und Erkrankungen verhindern". Sie sagte weiter: "Ich würde mir wünschen, dass alle Länder es machen wie Bayern und einheitlich auf Ausnahmen verzichten." Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern führten 2007 Nichtraucherschutzgesetze ein. 2008 folgten Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. Nach einem Volksentscheid in Bayern ist dort das Rauchen in Gaststätten fast ausnahmslos verboten.

(RP)
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