Bischöfe protestieren gegen "West"-Werbung Rauchender Pfarrer sorgt für Zoff

Bonn (AP). Mit einem rauchenden Pfarrer im Beichtstuhl hat die Zigarettenmarke West für reichlich Zündstoff gesorgt. Die bundesweite Werbung auf Plakaten und in Zeitschriften berührte das religiöse Empfinden einiger Christen. Am Montag wandte sich die katholische Kirche mit einer Beschwerde an den Deutschen Werberat. Es handele sich um "Missbrauch eines seriösen Motivs", begründete die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn ihre Protestnote.

Bei der Darstellung der Beichte und einer Zigarettenpackung vor einem Kirchenfenster sei die Grenze des guten Geschmacks überschritten, erklärte Pressesprecher Rudolf Hammerschmidt. Bereits zuvor hatten sich Privatpersonen aus ganz Deutschland an den Werberat gewandt, wie Sprecher Volker Nickel mitteilte. Dieser werde nach der Stellungnahme des Zigarettenkonzerns Reemtsma, die am Dienstag eingehen sollte, vermutlich innerhalb einer Woche über die Konsequenzen entscheiden.

Patrick Kammerer von der Reemtsma-Unternehmenskommunikation kann die Einwände gegen die Plakate nicht verstehen. "Jede West-Werbung hat ein augenzwinkerndes Element, das an die Toleranz und den Humor des Betrachters appelliert." Ein Angriff auf religiöse Gefühle oder einzelne Gruppen der Gesellschaft sei auf keinen Fall beabsichtigt gewesen. "Statt den Beichtstuhl nach der Absolution zu verlassen, nutzt die Frau die Gelegenheit, mit dem sympathischen Pfarrer ein angenehm entspanntes Gespräch" zu führen. Außerdem sei die Aktion nur auf diesen Monat beschränkt.

Nur selten Proteste gegen religiöse Motive

Für den Werberat sind Proteste gegen religiöse Motive nichts ungewöhnliches. Von jährlich rund 150 bis 200 bearbeiteten Werbeaktionen seien sie mit fünf bis 15 Fällen jedoch die Ausnahme, berichtete Nickel. Den Werbetreibenden sei bewusst, dass eine solche Werbung im christlichen Abendland riskant sei. Mit aller Gewalt Aufmerksamkeit zu erregen, egal ob positiv oder negativ, sei definitiv der falsche Weg. So habe die Bekleidungsfirma Benetton ihre umstrittenen Plakate mit Kandidaten für die Todesstrafe zurückgezogen, als sie offensichtlich gemerkt habe, dass diese von den Kunden abgelehnt worden seien.

Reemtsma-Mann Kammerer befürchtet keinen Rückgang des Zigarettenabsatzes. Schließlich habe West das Motiv vor seiner Veröffentlichung in katholisch geprägtem Umfeld getestet und großen Zuspruch erhalten. Gläubige sollen sogar angemerkt haben, dass die Werbung sich in "ähnlich humoristischer Weise mit kirchlichen Elementen" auseinandersetze wie seinerzeit die Filme mit Don Camillo und Peppone.

Außerdem haben selbst die bayerischen Behörden laut Kammerer keine Bedenken geäußert. Bei einer früheren West-Werbung mit einem barbusigen Revuegirl hatten sich die Münchner Stadtwerke zunächst geweigert, die Plakate in den U-Bahnhöfen aufzuhängen. Als der Werberat die rund 150 Beschwerden jedoch als unbegründet zurückgewiesen hatte, war die Werbung auch in München sehen.

(RPO Archiv)