Junge soll in den USA seine Schwester sexuell belästigt haben Raoul: Verhaftung war Unrecht

Denver/Bern (dpa). Die Verhaftung des zehnjährigen Raoul Wüthrich wegen angeblicher sexueller Belästigung seiner kleinen Schwester im August 1999 in den USA war Unrecht. Das entschied das Bundesbezirksgericht des US-Staates Colorado nach einem Bericht des Schweizer Magazins "Facts" (Donnerstagausgabe). Es habe kein Haftbefehl gegen den Jungen vorgelegen.

Richter Wiley Y. Daniel befand dem Bericht zufolge, dass die Sheriffs genügend Zeit und Gelegenheit gehabt hätten, sich einen Haftbefehl zu beschaffen. Stattdessen hätten sie in einer Nacht- und Nebel-Aktion den Jungen in Handschellen abgeführt und in ein Jugendgefängnis gesperrt.

Der Anwalt der zum Teil aus der Schweiz stammenden Familie Wüthrich, Vincent Todd, bestätigte den Bericht gegenüber der Schweizer Nachrichtenagentur: "Kein vernünftiger Polizist kann geglaubt haben, dass diese Verhaftung gesetzmäßig verlief", sagte Todd. Die Familie Wüthrich hatte im Mai 2000 die US-Justizbehörden verklagt. Der Anwalt ist überzeugt, im Verfahren zeigen zu können, dass die Polizisten sich der Illegalität ihrer Aktion bewusst waren.

Gegen 20 Personen wurde Klage eingereicht. Unter den Beklagten sind auch eine Zeitung und ein Radio-Moderator, die behauptet haben sollen, die Eltern würden eine Porno-Website aufbauen. Im April wird das Gericht die Termine für das weitere Vorgehen festlegen. Der Schadensersatz kann laut "Facts" mehr als 1,6 Millionen Mark betragen.

Die Familie Wüthrich ist zurzeit getrennt. Mutter Beverly lebt mit Raoul in Tucson, Arizona. Vater Andreas ist mit zwei Töchtern in Graubünden geblieben. "Raoul geht es den Umständen entsprechend gut", zitiert "Facts" den Anwalt der Familie.

(RPO Archiv)
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