Rundliche Männer gefragt Quelle sucht neue Models

Fürth (dpa). Männliche Models mit Muskelpaketen und einem Waschbrettbauch sind beim Versandhaus Quelle kein Muss mehr. Weg vom schlanken Schönheitsideal hin zum kräftigen Mann, lautet die Devise. „Männer sind es oftmals satt, dauernd schlanke Bubis im Katalog und auf den Laufstegen zu sehen“, sagt die Leiterin der Quelle- Modefotografie, Renate Friedrich.

„Natürlich hätte wahrscheinlich jeder gerne einen Waschbrettbauch, aber das ist ein Ideal, das die wenigsten erreichen.“ Und da die meisten Männer doch eher ein paar Pfunde zu viel als zu wenig mit sich herum tragen, baut Europas größtes Versandhaus sein Spezialangebot für den „kräftigeren“ Mann gezielt aus.

Für den neuen Frühjahr/Sommer-Katalog „Meine Größe“, in dem Größen bis 64 präsentiert werden, sind bei Quelle neue Models gefragt. „Wir suchen groß gewachsene Männer, an denen was dran ist“, sagt Renate Friedrich. Die kräftigen Jungs dürfen Kleidergröße 54 haben, breite Schultern und ein klein wenig Bauch. „Die sind einfach glaubwürdiger“, findet die Modefrau.

Bei klassischen Dressmen ist dagegen maximal Größe 50 erlaubt. Auch Frauen, die zwei Drittel der Kunden im Versandhandel stellen, werden von fülligen Männer-Models angesprochen, denkt Renate Friedrich. „Diese Frauen wissen ja auch, dass sie nicht mit Robert Redford verheiratet sind.“

Die Suche nach dem „neuen“ Mann entspricht einem Trend in der Werbe- und Modebranche. Schon seit ein paar Jahren sind bei weiblichen Models üppige Kurven statt dürrer Mädchen a la Kate Moss gefragt. „Die Männer ziehen da jetzt nach“, glaubt Petra Niemann von der Münchner Model-Agentur „Unity Models“. Die Welle schwappt aus den USA über, wo immer mehr rundliche Kurven auf den Laufstegen zu sehen sind.

Gemütliche Teddybären ohne Doppelkinn

Doch selbst bei der Münchner Model-Agentur „Brigitte“, die sich auf die Vermittlung von „big-beauties“, den drallen Schönheiten, spezialisiert hat, sieht es in der Männerwelt schlecht aus. Nur wenige passende Männer stehen in der Kartei. „Das sind einfach Männer, die man früher nie gefragt hat und die sich nicht trauen“, sagt Inhaberin Astrid Behrschmidt. Die Ausstrahlung ihrer Models beschreibt sie so: „Kräftige Männer sind gemütlicher, die wirft nichts aus der Bahn, an denen kann man sich anlehnen - Teddybären eben.“

Auf der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen startet Quelle jetzt sogar per Internet einen Aufruf für geeignete Bewerber. 24 bis 35 Jahre sollten die „richtigen Männer“ alt sein, mindestens 1,85 Meter groß und Kleidergröße 54 haben. Bierbauch und Doppelkinn sind aber out.

Mediziner begrüßen das neue Mode-Vorbild. Sie warnen seit Jahren vor den Folgen des westlichen Schönheitsideals. Die Zahl der Magersüchtigen in Deutschland habe sich seit den 60er Jahren verdreifacht, sagt Johannes Kornhuber von der Universitäts-Klinik Erlangen. „Models sind dabei wichtige Vorbilder, die als ein ganz wesentlicher Faktor für die Zunahme der Magersucht verantwortlich sind“, meint der Psychologe.

Der Männeranteil unter den Magersüchtigen liegt bei fünf bis zehn Prozent, nimmt aber deutlich zu. „Schönheitsmagazine für Männer sprießen aus dem Boden“, sagt Kornhuber. „Auch Männer geraten dadurch immer mehr unter gesellschaftlichen Druck.“

(RPO Archiv)
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