London Prinz Charles auf dem Weg zum Thron

London · Der 65-Jährige übernimmt zunehmend Aufgaben seiner Mutter, Elizabeth II. Die Kommunikationszentren wurden zusammengelegt. Beobachter deuten das als wichtigen Schritt in Richtung Thron.

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Prinz Charles ist schon jetzt der fleißigste Vertreter seiner Mutter, der Königin von Großbritannien. Der Thronfolger nimmt jährlich Dutzende Termine wahr, bei denen er die Krone im In- und Ausland repräsentiert. Jetzt sollen es noch einige mehr werden. Die 87-jährige Elizabeth II. wolle etwas kürzertreten und ihrem ältesten Sohn weitere Aufgaben übertragen. Der 65-Jährige solle mehr offizielle Termine übernehmen und so nach und nach zum "Gesicht" der britischen Royals in der Öffentlichkeit werden, berichten lokale Medien. Dazu soll das zehnköpfige Kommunikationsteam des Prinzen von Wales in den Buckingham Palast ziehen und dort gemeinsam mit den Medienvertretern der Queen arbeiten. Einer der Hauptberater des Prinzen soll den neuen Stab leiten und auch die Pressearbeit für die gesamte Königsfamilie übernehmen.

Zum ersten Mal werden die unterschiedlichen Betätigungen der Mitglieder der Königsfamilie dann über eine gemeinsame Zentrale gesteuert. Der vom Palast genannte Grund dafür lautet: "Die verschiedenen Aktivitäten können durch ein zusammengelegtes Pressebüro besser koordiniert werden." Beobachter sehen darin jedoch einen entscheidenden Schritt für Charles auf dem Weg zum Thron. Der 65-Jährige ist der am längsten wartende Thronfolger in der Geschichte des Königreichs. Zwar gilt es als ausgeschlossen, dass die Queen vorzeitig ganz auf ihr Amt verzichten wird, doch ist damit sichergestellt, dass Prinz Charles eines Tages der nächste König von England wird. Immer wieder gab es in der Vergangenheit besonders in deutschen Medien Spekulationen darüber, der 65-Jährige könnte möglicherweise zugunsten seines Sohnes William (31) zurückstehen. Doch stand es in Großbritannien nie infrage, dass Charles auf seine ihm vorbestimmte Position verzichten würde. Der Thronfolger betonte stets, dass er die Reihenfolge einhalten werde. Damit verschafft Charles seinem Sohn letztendlich auch mehr Zeit mit seiner Familie, Ehefrau Kate und Baby George, bevor dieser ihm auf dem Thron nachfolgt.

Die Adelsexperten der britischen Medien deuten die Mitteilung des Palastes unterschiedlich. Die einen sprechen von einer "allmählichen Machtverschiebung, aber keiner Machtübernahme" ("BBC"), andere schlicht von der "schrittweisen Vorbereitung auf den großen Tag" ("Guardian") oder humorvoll vom "Job-Sharing" ("Sunday Times").

Die neue Aufgaben-Verteilung wird im Sommer besonders deutlich werden. Wenn am 6. Juni, dem 70. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie, ein Besuch in Frankreich auf der Agenda steht, wird Charles seine Mutter begleiten und sie bei einigen wichtigen Auftritten vertreten. Die "Sunday Times" hatte im Vorfeld spekuliert, dass der Staatsbesuch die letzte große offizielle Reise der Queen sein könnte. Das dementieren andere Quellen aus dem Palast. Die Monarchin hat im Laufe ihrer Regentschaft 260 Besuche im Ausland absolviert.

Dass Charles Rolle wichtiger wird, zeigte auch sein Besuch in Sri Lanka im vergangenen Jahr. Es war international von großer Bedeutung, dass der 65-Jährige erstmals anstelle seiner Mutter der Versammlung der Commonwealth-Staaten vorsaß.

(RP)
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