Polizei findet Leiche von vermisstem Jungen am Strand

AMRUM (lb) Nach 62 Stunden des Bangens herrscht traurige Gewissheit: Der seit Sonntag auf der Nordseeinsel Amrum vermisste Sebastian ist tot. Der Zehnjährige starb vermutlich bei einem Unfall, sagte eine Sprecherin der Husumer Polizei gestern. Die Polizei vermutet, dass der Junge aus Österreich am Sonntag in einem selbst gegrabenen Loch verschüttet wurde und dann erstickt ist. Auf den Fundort der Leiche brachte die Beamten der Schnappschuss eines Urlaubers, der Sebastian durch Zufall beim Buddeln im Sand fotografiert habe, so die Polizeisprecherin weiter. Der Junge lag unter etwa anderthalb Metern Sand neben der Rutsche eines Piratenschiffs am Strandspielplatz begraben.

Am Sonntagabend hatten die Eltern ihren Sohn bei der Amrumer Polizei als vermisst gemeldet. Zuletzt war er auf dem Spielplatz gesehen worden, wo die Polizei nun die Leiche fand. Der Spielplatz liegt in der Nähe des Ortes Wittdün an der Südspitze der Insel. Nur wenige hundert Meter von dem Ferienhaus der Familie aus Österreich entfernt, das sie für den Urlaub gemietet hatte.

Zuletzt hatte ein Spielkamerad Sebastian am Sonntag gegen 16.30 Uhr auf dem Piratenschiff gesehen. Um 17 Uhr hatte Sebastian den letzten Kontakt zu seinen Eltern. Um 18 Uhr soll der Vater nach seinem Sohn gesucht haben, zwei Stunden später schalteten die Eltern die Polizei ein. Seit der Vermisstenmeldung am Sonntagabend suchte die Polizei mit Hubschraubern, Spürhunden und von Schiffen zunächst erfolglos nach dem Kind.

Die Wende bei der Suche brachte dann erst der Foto-Aufruf der Ermittler: Die Polizei hatte am Dienstag Touristen aufgefordert, ihre Urlaubsfotos und -videos einzuschicken. Die Beamten fragten nach Bildern, die am Sonntag zwischen 12 und 20 Uhr am Strand an der Südspitze der Insel aufgenommen worden sind. Eines der Fotos zeigte den blond gelockten Jungen beim Graben im Sand.

Nach diesen Hinweisen hatten die Beamten einer Einsatzhundertschaft die Suche rund um das Klettergerüst "Piratenschiff" noch einmal intensiviert. Die Ermittler hoben mit einem Schaufelbagger den Sand rund eineinhalb Meter tief aus. Dann machten die Polizeibeamten am Mittag die schreckliche Entdeckung auf dem Spielplatz. Laut Polizei werden Sebastians Eltern inzwischen psychologisch betreut. Wann sie ihr Kind identifizieren werden, hätten sie noch nicht entschieden.

An der Suche nach Sebastian beteiligte sich ein Großteil der Inselbewohner und Urlaubsgäste. Während der Feuerwehrchef Klaus Peter Ottens Suchtrupps zusammenstellte, betete die evangelische Gemeinde jeden Abend um 19 Uhr in der Kapelle von Wittdün. "Wir bleiben dran, wir geben nicht auf", sagte damals die Sprecherin der Husumer Polizei. Vor allem in der Dünenlandschaft suchten die Helfer nach dem Jungen. Zusätzlich kontrollierte die Polizei die Bänder der Überwachungskameras der Fähren. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger schickte zudem zwei Einheiten für die Seenotrettung und suchte im Watt und auf den benachbarten Inseln nach dem Kind. Doch Sebastian blieb vier Tage lang verschwunden.

(RP)
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