Bienen, Läuse, Raupen In welchen Pflegeprodukten und Kosmetika Insekten enthalten sind
Düsseldorf · Rote Lippen soll man küssen, heißt es. Dass die rote Farbe aus unzähligen Schildläusen gewonnen wird, fällt dabei aber besser unter den Tisch. Dass Insekten in Kosmetikprodukten landen, ist keine Seltenheit.
Kollagen, Keratin, Hyaluron - Die Beautyindustrie trumpft regelmäßig mit neuen Inhaltsstoffen auf, die ewige Schönheit und Jugend versprechen. Doch bei den kryptischen Begriffen ist vielen Kunden überhaupt nicht bewusst, was eigentlich drinsteckt.
Die sogenannten „INCI‘s“ (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) wurden zwar nach einem Beschluss der Europäischen Union ab 1997 auf Verpackungen verpflichtend, um (unter anderem für Allergiker) eine korrekte Angabe der Inhaltsstoffe kosmetischer Produkte zu gewährleisten, für die meisten Menschen sind Begriffe wie „Karmin“ oder „Lanolin“ aber dennoch nichtssagend.
Dass für die Herstellung von Lippenstift und Co. Insekten wie Spinnen, Läuse oder Raupen verwendet werden, wissen daher viele Menschen nicht. Welche Inhaltsstoffe Insekten oder Erzeugnisse von ihnen beinhalten, haben wir hier in einem Überblick für Sie zusammengefasst.
Kosmetische Inhaltsstoffe, in denen Insekten oder Erzeugnisse von ihnen stecken:
- Bienenwachs/Cera Alba: Bienenwachs ist ein beliebter Inhaltsstoff in Kosmetikprodukten. Er verfügt über filmbildende Eigenschaften, schützt die Haut vor Feuchtigkeitsverlust und wird somit für die Glanzbildung auf Haut und Lippen eingesetzt. Bienenwachs wird aus Bienenwaben hergestellt und ist häufig in Cremes oder Produkten für die Lippen enthalten.
- Chitin/Chitosan: Diese beiden Inhaltsstoffe werden aus den Panzern und Schalen von Krebstieren und Insekten hergestellt. Sie sind häufig in Haut- und Haarpflegeprodukten zu finden, da sie einen Film bilden und sich super als Verdickungs- und Feuchthaltemittel eignen. Somit werden sie gerne für die Gestaltung von Frisuren oder als Feuchtigkeitsspender auf der Haut verwendet.
- Gelée Royale/Royal Jelly: Gelée Royale ist ein Drüsensekret, das Bienen herstellen, um ihre Königin zu ernähren. In konzentrierter Form enthält es viele Vitamine, Proteine und Nährstoffe, die der Hautalterung vorbeugen und die Haut glätten sollen. Entsprechend ist das Gelee häufig in Gesichts-, Augen- und Körpercremes enthalten.
- Karmin/Cochenille/Cl 75470: Der rote Farbstoff Karmin wird für die Färbung kosmetischer Mittel, etwa für Nagellack, Lippenstift, Rouge oder Lidschatten verwendet. Bei der Herstellung werden Cochenilleschildläuse lebendig getrocknet und anschließend ausgekocht, sodass der chemische Farbstoff extrahiert und als Rotton im Bereich der Dekorativen Kosmetik eingesetzt werden kann. Für ein Gramm Karmin werden etwa 155 Läuse benötigt.
- Propolis/Bienenharz: Dieser Inhaltsstoff stammt aus der Wachsdrüse von Bienen und hat eine harzförmige Konsistenz. Bienen verwenden den Stoff als Baumaterial, etwa um Öffnungen im Bienenstock zu verschließen und ihn keimfrei zu halten. Wegen seiner antibakteriellen Wirkung und der enthaltenen Vitamine, Öle und Flavonoide, wird Bienenharz auch gerne für Pflegeprodukte wie Zahnpasta, Salben oder Lippenstifte verwendet.
- Schellack: Das Glanzmittel für Haarprodukte und Nagellack wird aus den Ausscheidungen von Lackschildläusen bezogen. Diese hinterlassen die harzartige Substanz auf Baumrinden und Blättern. Bei der Herstellung von Nagellack wird der Stoff zunächst gesäubert und dann erhitzt und mit Farbstoffen versehen. Shellack wird auch für Haarsprays und Wimperntusche eingesetzt, denn die harzartige Konsistenz bildet einen Film, der einen guten Halt und Glanz garantiert.
- Serica/Sericin/Spinnenseide: Die textile Faser Seide wird von der Seidenraupe produziert. Sie entstammt kleinen Drüsen, die sich im Mund des Seidenspinners bilden und sich als schützenden Kokon um ihren Körper legen. Die Faser besteht hauptsächlich aus Protein. Bei der Herstellung von Seide werden die Kokons mitsamt der lebendigen Larven in kochendes Wasser geworfen. Für ein Gramm Seide werden rund 15 Kokons benötigt. Aus Seide wird Kleidung, aber auch Kosmetik gefertigt: Seidenproteine und -extrakte werden besonders gerne in glättenden Haar- und Hautpflegeprodukten verwendet. Sie sollen etwa die elektrostatische Aufladung der Haare verringern und Haut und Haar geschmeidiger machen. Neben der Seidenraupe werden inzwischen auch Spinnenweben zur Produktion von Seide genutzt, diese verbirgen sich hinter dem kryptischen Begriff „Spider Polypeptide-1“ oder, einfacher, „Spinnenseide“.
Neben diesen Inhaltsstoffen gibt es noch weitere, die sich aus unappetitlichen tierischen Bestandteilen zusammensetzen. So wird der Inhaltsstoff Guanin für dekorative Kosmetik etwa aus Fischschuppen hergestellt, während Hyaluronsäure aus Hahnenkämmen gewonnen wird. Keratin, ein beliebter Stoff für die Glättung der Haare, wird aus zermahlenen Hufen, Hörnern und Federn hergestellt und der Anti-Aging-Wirkstoff Fibrostimulin K wird aus Kälberblut gewonnen.
Wer auf Produkte mit tierischen Bestandteilen verzichten möchte, findet inzwischen eine Menge Alternativen auf dem Markt. Wichtig zu wissen: Produkte können ohne tierische Bestandteile auskommen, aber trotzdem mithilfe von Tierversuchen entwickelt worden sein. Das gilt auch für „vegane“ Produkte. Die Tierrechtsorganisation Peta bietet auf der Website „Peta Approved“ einen Überblick über tierversuchsfreie und vegane Kosmetik.