Massensterben von Seevögeln Ostsee: Tanker wird leer gepumpt

Stralsund/Cuxhaven (rpo). Aus dem vor vier Tagen in der Ostsee havarierten Tanker läuft kein Öl mehr aus. Die noch im Tanker befindlichen Reste sollen abgepumpt werden.

Der nach einer Kollision mit einem Frachter in der Ostsee leckgeschlagene Tanker "Baltic Carrier" wird jetzt leergepumpt. Der finnische Tanker "Tervi" ist am Montag mit dem in den Gewässern vor den süddänischen Inseln Mön und Falster liegenden Havaristen verkoppelt worden, wie Bernd Scheffel von der Sonderstelle des Bundes zur Bekämpfung von Meeresverschmutzungen in Cuxhaven mitteilte.

Angesichts des guten Wetters könne das Umpumpen der etwa 30.000 Tonnen Öl von der "Baltic Carrier" auf die "Tervi" bis Mittwoch beendet sein, hieß es. Überwacht werde das Leichtern von dem deutschen Ölbekämpfungsschiff "Scharhörn".

Die Bekämpfung der Ölpest kommt voran, wie das unter dänischer Federführung stehende Einsatzkommando mitteilte. Von den nach dem Zusammenstoß in der Nacht zum Donnerstag vergangener Woche ausgelaufenen 2.700 Tonnen Öl waren den Angaben zufolge bis Montag 1.200 Tonnen geborgen worden. Weitere 250 Tonnen waren bei der Kollision in das aufgerissene und mit dem Tanker verkeilte Vorschiff des Frachters "Tern" gelangt. Diese Menge wird im Rostocker Hafen entsorgt, wo die "Tern" seit Samstag liegt.

Umweltschützer sprechen von der bislang schwersten Ölpest vor der dänischen Küste und einem noch nicht absehbaren Massensterben von Seevögeln. Nach einer Besichtigung der betroffenen Gebiete hatte Alfred Schumm vom Projektbüro Ostsee des Umweltverbandes WWF am Sonntag berichtet, dass bereits etwa 25.000 tote oder ölverschmierte Vögel ausgemacht worden seien. Die meisten hätten kaum eine Überlebenschance. Die Umweltschützer sehen nicht nur Zehntausende Enten, Gänse, Schwäne, und Möwen bedroht, sondern auch Schweinswale, Robben sowie Fische und Meeresbodenbewohner wie Muscheln und Schnecken.

Eine akute Ölpestgefahr für Mecklenburg-Vorpommerns Küsten besteht gegenwärtig offenbar nicht, da die derzeitigen südlichen Winde im Ostseeraum nach übereinstimmender Vorhersage der Wetterdienste vorerst anhalten sollen. Längerfristig müsse jedoch mit Belastungen gerechnet werden, räumte Scheffel ein.

Da das ausgelaufene Schweröl zum Teil auf dem Wasser schwebe und teilweise ganz abgesackt sei, könne nicht alles geborgen werden, hieß es. Es müsse damit gerechnet werden, dass künftig bei entsprechenden Wind- und Strömungsbedingungen in die Tiefe gelangtes Öl auch an die deutsche Küste gespült werde.

(RPO Archiv)
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