Düsseldorf Orkantief "Xaver" bringt Sturm und Schnee

Düsseldorf · Der Norden Deutschlands wappnet sich für eine schwere Sturmflut und heftige Stürme: Orkantief "Xaver" zieht ab morgen Abend übers Land und sorgt auch in Nordrhein-Westfalen für Glatteis und einen weißen Nikolaustag.

Erst einmal die gute Nachricht: Der Nikolaus kommt, und er bringt Schnee. Am Freitag könnte es in ganz NRW schneien. Die Meteorologen sagen Graupel- und Schneeschauer vorher. "Tagsüber wird der Schnee aber nicht liegen bleiben", sagt Andreas Neuen vom Wetterdienst Meteomedia. "In der Nacht zum Samstag könnte es dann auch in den Tieflagen weiß werden." Autofahrer müssen sich ab Freitagmorgen bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt überall im Land auf Glatteis einstellen, so der Wetterexperte. Am Tag klettern die Temperaturen auf maximal vier Grad Celsius.

Bedingt wird der Wintereinbruch durch das Orkantief "Xaver", das sich derzeit über Grönland bildet und sich ab morgen im Norden Deutschlands entladen soll. Der Tag beginnt dort schon mit Sturmböen, die sich später an der See, im nördlichen Schleswig-Holstein und auf den höheren Bergen zu Orkanböen der Stärke zwölf auswachsen können, kündigt Meteorologe Thomas Ruppert vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach an. Bis weit ins nördliche Binnenland hinein seien schwere Sturmböen der Stärke zehn wahrscheinlich. Niederschläge gehen auf den Bergen, später auch im Flachland in Schnee über. In Staulagen und an den Alpen gibt es bis zu 20 Zentimeter Neuschnee und starke Schneeverwehungen.

In Norddeutschland könnte der Orkan ähnliche Ausmaße wie Tief "Christian" annehmen, der im Oktober 16 Todesopfer in Nordeuropa forderte, warnt Dominik Jung, Experte beim Wetterdienst wetter.net. Und "Xaver", das erwarten alle Meteorologen, werde viel länger dauern. "Das Sturmfeld wird wahrscheinlich eine schwere Sturmflut zur Folge haben, also eine ungewöhnlich lange Ausdauer beweisen", betont Jung. Die Flut bedroht auch die niedersächsische Küste und die ostfriesischen Inseln. "Nach den Prognosewerten liegen besonders in der Nacht zum Freitag die Wasserstände zwei Meter höher als normal", sagt Herma Heyken vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im ostfriesischen Norden. Bei einer solchen Höhe sprechen die Experten von einer schweren Sturmflut.

Aber auch weiter im Landesinneren sind die teils extremen Sturmböen nicht zu unterschätzen. Für Berlin werden ebenfalls Stärken bis zu 100 Stundenkilometer erwartet. Besonders heftig wird es in den deutschen Mittelgebirgen: Auf dem Brocken im Harz wird der Wind Geschwindigkeiten bis 170 Stundenkilometer erreichen, auf dem Fichtelberg im Erzgebirge 150 km/h.

Der Orkan bringt Polarluft mit sich, die sich durch den starken Wind noch kälter anfühlen wird. "Da landen wir bei einer gefühlten Temperatur von um die minus zehn Grad", sagt Wetterexperte Jung.

Auch in NRW wird sich der Wetterumschwung bemerkbar machen. Andreas Neuen von Meteomedia rechnet mit stürmischen Böen von mehr als 100 Kilometern pro Stunde. Nicht auszuschließen sei, dass die Orkanausläufer Bäume entwurzeln und Dachziegel lösen. Bis zum Sonntagmorgen übrigens hält sich die Kälte. Dann ist es mit dem Winter, der meteorologisch bereits in der vergangenen Woche begonnen hatte, erst einmal wieder vorbei. Am Sonntag soll es bereits wieder milder werden. "Wir rechnen mit Temperaturen von sechs bis sieben Grad", sagt Andreas Neuen.

(RP)
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