Tränen beim Tango Oranier-Hochzeit ein königliches Fest

Amsterdam (rpo). Bei echtem "Kaiserwetter" hat am Samstag die lang ersehnte Hochzeit im holländischen Königshaus stattgefunden: Kronprinz Willem-Alexander und seine Braut Maxima Zorreguita gaben sich vor märchenhafter Kulisse das Jawort.

Fröhlich und gelöst zeigten sich der 34 Jahre alte Kronprinz und die bürgerliche Argentinierin Máxima Zorreguieta (30) an ihrem "schönsten Tag im Leben". Als sich die beiden in der Nieuwe Kerk von Amsterdam dann das Jawort gaben, schienen die Querelen um Máximas Vater vergessen. Mit tröstenden Worten hatte der Pastor gleich zu Beginn der kirchlichen Zeremonie erwähnt, dass die junge Frau ohne ihre Eltern vor den Traualtar trat. Doch das Paar hielt sich fest an den Händen und schaute sich immer wieder liebevoll in die Augen. Erst als auf dem Bandoneon ein argentinischer Tango erklang, liefen Máxima die Tränen ungehemmt über die Wangen.

Orangefarbenes Konfetti regnete vom blauen Himmel als das Paar vor der Kirche in die von sechs Rappen gezogene Goldene Kutsche des Königshauses stieg. Zehntausende Menschen jubelten dem Brautpaar auf der Fahrt zum Königspalast zu. Einige riefen "Máxima, Máxima". "Love Rules" verkündete ein selbstgemaltes Transparent an einer Hauswand. Kaum Spuren von Protest waren zu sehen, nur ein Beutel mit weißer Farbe landete auf der Kutsche, deren Spuren aber gleich weggewischt wurden.

Auf dem Balkon des Palastes am Dam gab sich das Paar dann endlich den Hochzeits-Kuss, bevor es sich hinter die geschlossenen Palasttüren zurückzog. "Das ist ihre private Hochzeit", erinnerte der niederländische Ministerpräsident Wim Kok seine Landsleute im Fernsehen. Millionen Menschen in aller Welt hatten verfolgt, wie beide bei der Ziviltrauung und in der Kirche einander die Treue versprachen.

Gekrönte Häupter aus aller Welt als Hochzeitsgäste

Zu den illustren 1600 Hochzeitsgästen in der Nieuwe Kerk zählten Königin Margrethe von Dänemark, Königin Sofia von Spanien, Großbritanniens Prinz Charles sowie etliche andere Vertreter des Hochadels aus aller Welt, aber auch UN-Generalsekretär Kofi Annan und der frühere Präsident Südafrikas, Nelson Mandela. Das niederländische Königshaus war - angeführt von Königin Beatrix (64), ihrem gesundheitlich angeschlagenen Ehemann Prinz Claus (75) sowie ihrem 90-jährigen Vater Prinz Bernhard - nahezu komplett vertreten. Nur die frühere Königin Juliana, die an Demenz leidet, fehlte. Aus Argentinien waren Geschwister und Freunde Máximas gekommen, und ihre Patentante war ihre Trauzeugin bei der standesamtlichen Hochzeit.

Wie eine besondere Geste wirkte das Auftreten von Königin Beatrix als erste Trauzeugin Máximas bei der Zivil-Trauung. Nachdem die 64- Jährige ihre Unterschrift unter das Dokument gesetzt hatte, zwinkerte sie dem Brautpaar mit fröhlich-verschmitztem Lächeln zu. Der Standesbeamte und Amsterdamer Bürgermeister Job Cohen wünschte in seiner humorvollen Rede der jungen Frau, dass sie in ihrem neuen Leben an der Seite des Thronfolgers in der Öffentlichkeit auch noch "genügend Raum zu eigenen Entfaltung" finden möge. Beifall brauste in dem ehrwürdigen Raum der Börse auf, nachdem das Paar das Ehe- Versprechen abgelegt hatte. Als Geschenk überreichte die Stadt einen Band von eigens für das Paar geschriebenen Gedichten.

In der mit 30 000 weißen Blumen geschmückten Kirche musste Máxima dann mehrfach ihr Taschentuch aus dem Ärmel hervor holen. Als ein Bandoneonspieler und ein Orchester einen Tango ihres Landsmannes Astor Piazzolla spielte, konnte sie die Tränen gar nicht nicht mehr zurückhalten. Willem-Alexander bekam beim Ave Maria von Franz Schubert feuchte Augen.

Gelacht wurde in der Kirche auch: Beim schnell und klar gesprochenen "Ja" des Paares und bei dem zunächst gescheiterten Versuch Willem-Alexanders, Máxima den Ring überzustreifen. Der schmale Platinreif rutschte erst mit ihrer Hilfe über den Knöchel. Schlicht wie der Ehering waren auch Kleid und Schmuck Máximas. Die elfenbeinfarbene Kreation von Valentino aus Mikado-Seide hatte lange Ärmel und war hochgeschlossen. Über die fünf Meter lange Schleppe wallte ein Spitzenschleier, der an einem Diadem befestigt war. Dazu trug sie nur Ohrringe und Armband. Der Bräutigam machte in der dunkelblauen Paradeuniform eines Kapitäns zur See mit langem Säbel und weißer Schirmmütze eine schmucke Figur.

Die Besonderheit der Ehe zwischen dem Prinzen und der Argentinierin kam bei der Trauung wiederholt zur Sprache. Pastor Carel ter Linden zitierte dabei den Bräutigam aus einem Brief an ihn: "Sie heiratet nicht nur mich, sondern ein ganzes Land". Der Pastor versuchte auch, Máxima über die Abwesenheit ihrer Eltern hinweg zu trösten. Ohne deren liebende Sorge wäre die Braut wohl nicht zu der Person geworden, die sie heute ist, meinte der Pastor. "Sie sind heute in Gedanken bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn", fügte er hinzu. Weil der Vater Anfang der achtziger Jahre Minister in der blutigen Militärjunta Argentiniens war, hatte er unter niederländischem Druck darauf verzichtet, zur Hochzeit zu kommen. Aus Solidarität blieb auch Máximas Mutter fern.

Doch nahm an dem reformierten Gottesdienst der katholische Pater Rafaél Braun aus Argentinien teil und las in spanischer Sprache aus der Bibel. Auch fragte er auf spanisch die Trauzeuginnen Maximas, ob sie das Brautpaar im Glauben begleiten wollten. Pastor ter Linden hatte zuvor den Trauzeugen des Prinzen die Fragen in niederländisch gestellt. Auf einen ökumenischen Gottesdienst hatten die Eheleute bewusst verzichtet.

Máxima trägt jetzt den Namen von Amsberg - der Familienname von Prinz Claus, dem Vater des Thronfolgers -, erhielt aber zugleich auch die Titel Prinzessin der Niederlande und Prinzessin von Oranien- Nassau. Für die niederländische Fernsehmoderatorin Marijke Amado, die in der ARD die Hochzeitsfeierlichkeiten kommentierte und sich rund um zufrieden zeigte, stand am Ende fest: "Máxima ist jetzt eine von uns."

(RPO Archiv)
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