Höhere Preise, größere Gewinne Nur noch ein Lotto-Jackpot

Münster (dpa). Von Dezember an wird für deutsche Lottospieler der "doppelte" Jackpot Realität: Statt bisher zwei Jackpots am Mittwoch und Samstag wird nur noch einer ausgespielt. Traditionelle Spieler des Samstagslottos müssen dann auch mittwochs tippen, wenn sie keine Ziehung des großen Jackpots verpassen wollen, teilte der Sprecher der Westdeutschen Lotterie GmbH, Elmar Bamfaste, am Donnerstag in Münster mit und bestätigte damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung. Der bisher eigenständige Mittwochs-Jackpot falle weg.

Mit der neuen Struktur werde der Preis pro Kästchen im Mittwochs- Tippschein von bisher 1,25 auf 1,50 Mark - wie samstags - erhöht, gleichzeitig stiegen jedoch auch die Gewinnquoten, die vielen bisher zu gering gewesen seien, sagte Bamfaste.

Künftig wächst der Jackpot auch nur noch sieben statt wie bisher zehn Wochen lang an, wenn keiner richtig tippt. "Aber er wächst schneller", sagte Bamfaste. Die bislang höchste Summe von 42,3 Millionen Mark (1994) werde vermutlich übertroffen: Die "sporadischen Spitzen" schätzt Bamfaste auf 40 bis 50 Millionen Mark im Pott.

Das neue System, das den Lottogesellschaften höhere Einsätze und den Spielern im Gegenzug höhere Gewinnquoten verspricht, ist in Österreich und der Schweiz längst etabliert. In Österreich wurden die Ziehungen vom Mittwoch und Sonntag 1997 vereinheitlicht, was nach Angaben der Gesellschaft Österreichische Lotterien zu einem Plus von 25 Prozent führte. In der Schweiz gibt es seit 1997 Mittwochslotto, den gemeinsamen Jackpot mit der Samstagsziehung von Anfang an. Künftig gilt auch in Deutschland: Knackt niemand den Samstags-Pott mit seiner Superzahl, wird er am Mittwoch erneut ausgespielt. Trifft auch mittwochs keiner, wandert das Geld wieder zum Samstagslotto.

"Stiefkind" Mittwochslotto retten

Mit der geplanten Zusammenlegung der Jackpots in den Mittwochs- und Samstagsziehungen wollen die Lottogesellschaften das "Stiefkind" Mittwochslotto retten, das wegen geringerer Gewinnquoten weniger attraktiv wirke. Offenbar nähmen viele Spieler eine geringere Gewinnchance - wegen der höheren Spielerzahl - in Kauf, wenn dafür die potenzielle Gewinnsumme höher sei, sagte ein Sprecher der Berliner Klassenlotterie. Bislang tippten wöchentlich lediglich 4,5 Millionen Spieler bundesweit in dem vor 19 Jahren geschaffenen Spiel. Die überwiegende Mehrheit von 93 Prozent fülle zudem einen Schein für die Samstagsziehung aus, an der sich jeweils rund 13 Millionen Lottospieler beteiligten.

Die Landeslottogesellschaften versprechen sich von der Änderung mehr Spieler am Mittwoch und damit auch höhere Einsätze. Der Spieleinsatz im Samstagslotto liege bisher im Durchschnitt bei 17,50 Mark pro Schein, im Mittwochslotto würden durchschnittlich 11,40 Mark gesetzt. Die Lottogesellschaften Schleswig-Holstein und Hamburg etwa erwarten ein Plus von fünf Prozent. Auch Annahmestellen erhoffen sich einen größeren Run auf den Mittwoch: "Am Mittwoch ist die Quote einfach zu gering, die Leute haben am Samstag bei einem Dreier mehr davon", so eine Karlsruher Annahmestellenleiterin zum alten System.

Zweifel an korrekten Auszahlungen

Unterdessen gibt es Zweifel an der korrekten Auszahlung von Lotto- Gewinnen: In Hessen bestehen nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" (FR) Sicherheitsmängel. Quelle sei das Computer-System der Annahmestellen, das die Spieler nicht mehr namentlich erfasse, schreibt das Blatt unter Berufung auf einen internen Bericht der Lotto-Gesellschaft. So könnten Betreiber von Annahmestellen Spielern ihre Gewinne vorenthalten und selbst einstreichen. Mehrere solcher Fälle seien bereits bekannt geworden. Der hessische Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) als Aufsichtsratschef der Lotto-Gesellschaft bestätigte der dpa am Donnerstag die Existenz des internen Berichts. Die Lotto-Gesellschaft habe bereits Maßnahmen eingeleitet; völlig beseitigt würden die Fehlerquellen mit der für 2001 geplanten Umstellung auf neue Computerterminals.

Die Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS/Hamm) sieht den "doppelten" Jackpot eher kritisch. "Wer künftig bei jeder Ziehung dabei sein will, muss zwei Mal tippen, gibt mehr als 30 Mark pro Woche und damit rund 120 im Monat für Lotto aus", errechnet DHS- Sprecherin Christa Merfert-Diete. Die Suchtgefahr sei beim Lottospielen zwar geringer als bei anderen Formen des Glücksspiels, dennoch gebe es einen Zusammenhang zwischen Höhe des Einsatzes, Spielfrequenz und Spielsucht-Gefahr.

(RPO Archiv)
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