Jahrelange Mordserie Die Opfer des NSU
Die Mordserie der rechtsextremen Terrorzelle NSU hat Deutschland erschüttert: Zwischen 2000 und 2007 sollen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zehn Menschen umgebracht und mehrere Anschläge verübt haben. Beate Zschäpe soll ihnen dabei geholfen haben. Ein Überblick.
<strong>9. September 2000, Nürnberg: </strong> Der türkische Blumenhändler Enver Simsek (38) wird vor seinem mobilen Blumenstand niedergeschossen. Der aus der Türkei stammende Mann wird acht Mal getroffen. Die Schüsse kommen aus zwei verschiedenen Waffen. Simsek stirbt zwei Tage später im Krankenhaus.
<strong>19. Januar 2001, Köln:</strong> In einem iranischen Lebensmittelgeschäft explodiert ein Sprengsatz. Die 19-jährige Tochter des Inhabers wird schwer verletzt.
<strong>13. Juni 2001, Nürnberg: </strong> Abdurrahim Özüdogru (49) wird in seiner Änderungsschneiderei ermordet. Der türkischstämmige Mann wird durch zwei Kopfschüsse getötet.
<strong>27. Juni 2001, Hamburg: </strong> Der türkische Händler Süleyman Tasköprü (31) stirbt im Lebensmittelladen seines Vaters. Der Vater einer Tochter wird durch Schüsse aus zwei Pistolen getroffen.
<strong>29. August 2001, München: </strong> Der türkische Gemüsehändler Habil Kilic (38) wird in seinem Geschäft erschossen, er wird nur 38 Jahre alt.
<strong>25. Februar 2004, Rostock: </strong> Yunus Turgut (25) stirbt durch drei Kopfschüsse. Er war erst kurz vorher aus Hamburg nach Rostock gekommen und wollte an diesem Tag spontan als Aushilfe in dem Imbiss seines Freunds arbeiten, vor dem er getötet wird.
<strong>9. Juni 2004, Köln:</strong> Vor einem türkischen Friseursalon in der Keupstraße explodiert eine Nagelbombe. 22 Menschen werden zum Teil lebensgefährlich verletzt.
<strong>9. Juni 2005, Nürnberg: </strong> Ismail Yasar (50) wird in seinem Döner-Imbiss getötet. Er stammte wie acht der Opfer aus der Türkei. Nach diesem sechsten Mordfall spricht die Polizei fälschlicherweise offen davon, die bisherigen sechs Opfer könnten "in Verbindung mit türkischen Drogenhändlern aus den Niederlanden" stehen. Dass mehrere Zeugen am Tatort zwei Männer auf Fahrrädern sahen, bringt die Polizei noch immer nicht auf die richtige Spur.
<strong>15. Juni 2005, München: </strong> Der Grieche Theodoros Boulgarides stirbt durch drei Kopfschüsse in seinem Schlüsseldienst-Laden. Der zweifache Vater wird nur 41 Jahre alt, er hinterlässt Frau und zwei Kinder.
<strong>4. April 2006, Dortmund: </strong> Mehmet Kubasik (39) wird in seinem Kiosk in Dortmund erschossen. Der türkischstämmige Mann wird nur 39 Jahre alt, er hinterlässt Frau und drei Kinder.
<strong>6. April 2006, Kassel: </strong> Halit Yozgat wird mit zwei Kopfschüssen in einem von ihm betriebenen Internetcafé getötet. Er ist mit 21 Jahren das jüngste NSU-Opfer. Während der Tatzeit befindet sich ein Mitarbeiter des hessischen Verfassungsschutzes in dem Internetcafé - dieser bestreitet, etwas von der Tat mitbekommen zu haben.
<strong>25. April 2007, Heilbronn:</strong> Die Polizistin Michèle Kiesewetter (22) stirbt durch einen gezielten Kopfschuss auf einem Parkplatz in Heilbronn. Sie machte dort zusammen mit einem Kollegen eine Pause - ihm wird ebenfalls in den Kopf geschossen, aber er überlebt, Da es in diesem Fall keinen fremdenfeindlichen Hintergrund gibt, könnte Waffenbeschaffung oder eine Machtdemonstration gegenüber dem Staat ein Tatmotiv sein - Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt stahlen die Waffen der beiden Polizisten. Mit dem Mord an Kiesewetter endet die NSU-Mordserie - danach leben Böhnhardt, Mundlos und Beate Zschäpe noch viereinhalb Jahre unerkannt im Untergrund weiter.
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