Neue Vorwürfe gegen das NSU-Mitglied Hatte Zschäpe Kontakte nach Rheinland-Pfalz?

Berlin · Während der Prozess gegen Beate Zschäpe ausgesetzt ist, kommen neue Details über die rechtsextreme Terrorgruppe NSU ans Licht. So soll Zschäpe auch Kontakte zu Rechtsextremisten in Rheinland-Pfalz gehabt haben und möglicherweise sogar einen Tatort ausspioniert haben.

NSU-Prozess: Beate Zschäpe vor Gericht
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NSU-Prozess: Beate Zschäpe vor Gericht

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Mit ihren Befangenheitsanträgen gegen das Gericht sind die Anwälte Zschäpes gescheitert. Und so wird der Prozess gegen das Mitglied des Nationalsozialistischen Untergrundes wohl an diesem Dienstag fortgesetzt. Die Angehörigen der Opfer dürften hoffen, dass dann auch endlich die Anklageschrift, die fast 500 Seiten umfasst, verlesen wird.

Währenddessen werden schon wieder neue Vorwürfe gegen das Trio um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe laut — und auch gegen die Ermittler. Nach Recherchen des "heute"-Journals soll die Terrorgruppe auch Kontakte zu Rechtsextremisten in Rheinland-Pfalz gehabt haben.

Ungenutzte Kontaktlisten

Wie die Nachrichtensendung berichtet, waren in der Garage in Jena, in der 1998 Sprengstoff gefunden worden war, auch Kontaktlisten des Trios gefunden worden, die von den Fahndern allerdings weitgehend ungenutzt blieben. Nach Recherchen des "heute"-Journals steht darauf auch der Name Ursula M aus Mainz. Sie war die Bundesvorsitzende der 2011 verbotenen "Hilfsgemeinschaft für Nationale Politische Gefangene".

Auch andere Mitglieder der verbotenen Gemeinschaft sollen auf den Listen verzeichnet gewesen sein, etwa ein Name aus Koblenz und einer aus Thüringen. Die Gemeinschaft hatte rechtsextreme Straftäter im Gefängnis betreut.

Da diese Listen laut dem Bericht von den Ermittlern kaum beachtet worden seien bei den früheren Ermittlungen, erhebt auch ein Opferanwalt schwere Vorwürfe. "Tatsächlich müssen wir feststellen, dass hier grob fahrlässig, grob stümperhaft gearbeitet wurde oder die Ermittlungen einzelner Beamter von anderen Stellen massiv behindert worden sind", sagte Yavuz Selim Narim dem "heute"-Journal.

Spionierte Zschäpe Anschlagsort aus?

Auch an anderer Stelle wurden neue Vorwürfe gegen Zschäpe laut. So berichtet der "Focus", dass Beamte des Bundeskriminalamtes am 15. April die Aussage einer Zeugin aufgenommen hätten, nach der Zschäpe womöglich eines der Anschlagsziele ausspioniert haben könnte.

Demnach hat die Besitzerin eines deutsch-iranischen Lebensmittelgeschäftes, in dem im Januar eine Bombe explodiert war und wobei die Tochter der Besitzerin schwer verletzt worden war, ausgesagt, dass ein bis zwei Monate vor dem Anschlag eine junge Frau in den Laden gekommen sei.

Die 1,65 Meter große Frau habe Jeans, eine dunkle Jacke und einen Schal getragen und gefragt, ob sie die Toilette benutzen dürfe. Sie habe "mittelbraunen glatte Haare, die sie offen trug". Die Ähnlichkeit zu Zschäpe sei der Zeugin erst jetzt durch Fotos aufgefallen. Die Ermittler, so schreibt der "Focus" weiter, würden die Aussage sehr ernst nehmen, bezweifelten jedoch, ob sich der Vorwurf nach mehr als zwölf Jahren noch beweisen lasse.

(das)
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