NSU-Prozess Ermittler nehmen Zschäpe-Vertraute ins Visier

Karlsruhe · Kurz vor Beginn des Prozesses gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Unterstützer der Terrorzelle NSU hat die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen ausgeweitet. Am vorigen Mittwoch durchsuchten Fahnder erneut die Wohnung von Susann E., einer einstmals engen Vertrauten Zschäpes.

NSU-Prozess: Ermittler nehmen Zschäpe-Vertraute ins Visier
Foto: dpa, mum wst

Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Die 31-jährige, gegen die bislang lediglich wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ermittelt wurde, stehe nunmehr auch im Verdacht, Zschäpe im November 2011 bei der Flucht geholfen zu haben.

Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft bestätigte am Sonntag lediglich, dass die Ermittlungen gegen eine beschuldigte Person um den Vorwurf der Strafvereitelung erweitert worden sei. Namen nannte die Sprecherin nicht.

Laut "Spiegel" soll Susann E. Zschäpe unter anderem saubere Kleidung zur Verfügung gestellt haben - diese hatte sich offenbar mit Benzin beschmutzt, als sie die konspirative Wohnung des NSU in Brand setzen wollte. Susann E.s Ehemann André ist einer der Angeklagten, die sich mit Zschäpe von Mittwoch an vor dem Münchner Oberlandesgericht verantworten müssen.

Anwälte: "Diskriminierung"

Unterdessen haben die Verteidiger der mutmaßlichen NSU-Terroristin Beate Zschäpe das Oberlandesgericht München scharf attackiert. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet, werfen die Anwälte dem Vorsitzenden Richter Manfred Götzl in einem Schreiben vom 7. April "offene Diskriminierung der Verteidiger" vor. Hintergrund sei die Anordnung des Richters, dass die Zschäpe-Anwälte vor jedem Prozesstag körperlich durchsucht werden müssten, "um das Einschmuggeln von gefährlichen Gegenständen" wie Waffen oder Sprengstoff ins Gericht zu verhindern. Andere Prozessbeteiligte, etwa Richter oder Justizbeamte, sind von dieser Regelung ausgenommen.

An diesem Mittwoch beginnt in München der Prozess gegen Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer. Die Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" soll acht Geschäftsleute türkischer Herkunft, einen Griechen und eine Polizistin ermordet haben. Die Zschäpe-Verteidiger beantragten dem Bericht zufolge, dass auch "Richter, Vertreter des Generalbundesanwalts, Justizbedienstete und Polizeibeamte" penibel durchsucht werden. Auch sie könnten theoretisch Waffen einschmuggeln.

Wie der "Focus" aus Justizkreisen erfuhr, stellte die Bundesanwaltschaft Zschäpe bereits im Frühjahr 2012 ein Notebook zur Verfügung, auf dem sie die komplette digitalisierte Ermittlungsakte lesen konnte. Vor einigen Tagen habe Zschäpe unter strenger Bewachung erstmals acht geheime "Verschlussakten" des Verfassungsschutzes einsehen können.

(dpa/sap)
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