Neue Erkenntnisse aus dem NSU-Prozess Bombte die NSU schon 1999 in Nürnberg?

München · Auf das Konto der rechtsextremistischen NSU-Gruppe könnte einem Medienbericht zufolge ein Bombenanschlag mehr gehen als bisher bekannt. Das lege die Aussage des Angeklagten Carsten S. nahe.

 Carsten S. bringt weitere Aspekte zu den NSU-Taten auf den Tisch.

Carsten S. bringt weitere Aspekte zu den NSU-Taten auf den Tisch.

Foto: dpa, Tobias Hase

"Stern.de" berichtet am Dienstag, dass die von S. vor Gericht geschilderten Andeutungen der mutmaßlichen Mörder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos überraschende Parallelen zu einem bisher nicht mit dem Nationalsozialistischen Untergrund in Zusammenhang gebrachten Rohrbombenanschlag 1999 in Nürnberg aufwiesen. Dort sei in einer Gaststätte eines türkischen Betreibers eine Bombe explodiert, die wie eine Taschenlampe ausgesehen habe.

Bundesanwalt Harald Diemer sagte nach der Gerichtsverhandlung, er werde dem Hinweis nachgehen. Der als Helfer der rechtsextremistischen NSU-Gruppe angeklagte S. hatte nach eigenen Angaben frühzeitig Hinweise auf deren Gewaltverbrechen erhalten. Er schilderte am Dienstag vor dem Oberlandesgericht (OLG) in München ein Treffen mit Böhnhardt und Mundlos im Frühjahr 2000, bei dem sie eine Tat in Nürnberg angedeutet hätten. "Da haben die gesagt, dass die in Nürnberg in einem Laden eine Taschenlampe hingestellt haben", sagte S. unter Tränen. Er habe zunächst nicht gewusst, was damit gemeint sei. Erst später habe er sich im Zusammenhang mit der Serie von Gewaltverbrechen erinnert. Genaueres wurde in der Gerichtsverhandlung nicht bekannt. "Es gab wahrscheinlich früher einen versuchten Anschlag", sagte S. lediglich.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft begann die Serie von Morden und Bombenanschlägen erst im September 2000 mit der Erschießung eines türkischen Blumenhändlers in Nürnberg. Insgesamt wurden zehn Menschen umgebracht, mit einer Ausnahme waren alle ausländischer Herkunft. Bei zwei Bombenanschlägen in Köln, die der Gruppe zur Last gelegt werden, wurden zahlreiche Menschen verletzt. Böhnhardt und Mundlos nahmen sich nach der Enttarnung der Gruppe im November 2011 das Leben. Hauptangeklagte in dem Prozess ist Beate Zschäpe, die gleichermaßen für die Verbrechen verantwortlich sein soll. Sie hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

(REU/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort