Neue Überflutungen drohen Norden ertrinkt im Regen

Hamburg (rpo). Für Norddeutschland ist es wahrlich kein Sommer. Viele Gebiete ertrinken regelrecht in den Regenfluten. Helfer sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Nach dem Ende der Regenflut haben die Menschen in Norddeutschland am Freitag die Ärmel hochgekrempelt und mit den Aufräumarbeiten begonnen. Von Lübeck bis zum Harz wurden Keller leer gepumpt, Straßen vom Schlamm gereinigt, unterspülte Gleise repariert und der Schaden aufgenommen. In den meisten überschwemmten Gebieten entspannte sich die Lage und gingen die Fluten zurück. Wie hoch die Schäden an Häusern, Straßen, Gleisen und in der Landwirtschaft genau sind, war noch nicht abzuschätzen. Viele Hausbesitzer müssen selbst in die Tasche greifen, weil sie nicht ausreichend versichert sind.

"In den meisten Fällen sind die Betroffenen nicht versichert", sagte Wolfgang Poppelbaum von der Hamburger Feuerkasse, einer der ältesten deutschen Gebäudeversicherungen. Die Standard-Versicherungen deckten keine durch Regen verursachten Schäden ab. Von den etwa 300 Schadensmeldungen, die in diesen Tagen bei der Versicherung eingegangen seien, seien nur etwa 40 gedeckt gewesen. Dazu müsse eine Elementarschaden-Versicherung für Gebäude und Hausrat abgeschlossen werden. Diese Police sei jedoch nicht sehr verbreitet, sagte er.

In Niedersachsen fürchten viele Bauern um ihre Ernte. In einigen Regionen im südlichen Teil des Landes drohen komplette Ausfälle, sagte der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, Hanns-Dieter Rosinke. Wintergerste, Roggen und Weizen seien zerstört. "Der Weizen könnte, wenn man Glück hat, noch als Futtermittel verwendet werden", meinte er. Die meisten Bauern seien jedoch gegen Unwetter versichert.

Im Harz begannen die Behörden damit, sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen. In einigen Orten Sachsen-Anhalts wurde an vielen Stellen die Fahrbahndecke der Straßen weggespült, so dass sie nicht mehr befahren werden können. "An manchen Stellen fehlt der Belag über Hunderte Meter", sagte der Leiter des Krisenstabs im Landkreis Wernigerode, Bernhard Petzold.

Auch die Bahn wird noch einige Zeit mit den Folgen des Unwetters zu kämpfen haben. So wird die in Ostholstein wegen Unterspülung gesperrte Bahnstrecke Lübeck-Kiel vermutlich erst in zehn bis zwölf Tagen wieder befahrbar sein. Die Reisenden müssten auf Busse umsteigen, die Fahrzeit verlängere sich um 30 Minuten, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn AG. Auch der Straßenverkehr war vielerorts noch beeinträchtigt.

In den niedrig gelegenen Elbmarschen versuchten Feuerwehr und andere Helfer weiter der Wassermassen Herr zu werden. Doch liefen Gräben, Bäche und Teiche auch am Freitag noch über, überfluteten Viehweiden, Felder und Obstplantagen. Nach Angaben der Feuerwehr in Itzehoe verschärfte sich die Lage trotz ständigen Pumpeinsatzes. Bei Haseldorf wurden noch am Mittag 65 000 Liter Wasser in der Minute aus der Marsch gepumpt. "Wir versuchen im Laufe des Tage die Menge auf 100 000 Liter zu steigern, aber wir wissen nicht, ob das reicht", sagte ein Feuerwehrsprecher.

(RPO Archiv)
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