Debatte über die Medienberichterstattung Noch kein Hinweis auf Mord an Joseph
Dresden (dpa). Noch immer gibt es keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod des im sächsischen Sebnitz unter ungeklärten Umständen ertrunkenen kleinen Joseph.
Am Donnerstag sichteten die Ermittler nach Angaben von Oberstaatsanwalt Claus Bogner Materialien, die nach der Hausdurchsuchung bei den Eltern in der vergangenen Woche beschlagnahmt und versiegelt worden waren.
Wann die Sichtung im Beisein der Anwälte der Eltern abgeschlossen sein wird, konnte Bogner nicht sagen. Der Sechsjährige war im Juni 1997 im Sebnitzer Freibad ums Leben gekommen. Die deutsch-irakische Familie glaubt nicht an einen Badeunfall. Sie vermutet einen Mord mit rechtsextremem Hintergrund.
Unterdessen hält die Debatte über die Medienberichterstattung zum Fall Joseph und den besonders in Sachsen beklagten Image-Schaden an. Der 10 000 Einwohner zählende Ort Sebnitz war in die Schlagzeilen geraten, nachdem er vor zwei Wochen pauschal als Hochburg der Rechten vorverurteilt worden war. Anlass waren als Behauptung dargestellte Vermutungen, Joseph sei von 50 Neonazis misshandelt und ertränkt worden und die ganze Stadt habe diesen Vorfall totgeschwiegen.
Ministerpräsident Kurt Biedenkopf sagte der Chemnitzer Zeitung „Freie Presse“ (Donnerstagausgabe): „Wir werden lange brauchen, um das wettzumachen.“ Die Folgen auf dem Arbeitsmarkt in der Region und bei Investitionen würden lange zu spüren sein. „Die Neigung, im Fall Sebnitz das Schlechteste im Osten bereitwillig zu glauben, ist schon ungewöhnlich.“ Er warf namentlich der „Bild“-Zeitung“ eine hysterische Reaktion in dem Fall vor. Die Zeitung müsse den beschädigten Ruf der Stadt Sebnitz auch im Ausland wiederherstellen.