Greenpeace startete Test-Kauf im Februar Noch immer Gift in Fußball-Trikots

Hamburg (dpa). In Deutschland verkaufte Fußballtrikots verschiedener Bundesliga-Vereine sind nach Untersuchungen von Greenpeace noch immer mit dem hochgiftigen Tributylzinn (TBT) und anderen gefährlichen Substanzen belastet. In sechs von sieben im Februar gekauften Trikots der Hersteller Nike, Puma, Adidas, FILA und Jako fand Greenpeace Giftzusätze in teilweise sehr hohen Konzentrationen von bis zu 10 300 Mikrogramm pro Kilogramm, teilte die Umweltschutzorganisation am Montag mit. Diese Ergebnisse stünden im Widerspruch zu Aussagen einzelner Hersteller, die behaupteten, in ihren Trikots seien keine bedenklichen oder gar keine Giftkonzentrationen mehr vorhanden.

In den Trikots der Vereine Schalke 04, 1. FC Kaiserslautern, Fortuna Köln, Hamburger SV und FC St. Pauli fanden sich nach Angaben von Greenpeace wahre "Chemie-Cocktails" aus Monobutylzinn (MBT), Dibutylzinn (DBT), Tributylzinn (TBT), Tetrabutylzinn (TTBT), Monooctylzinn (MOT) und Dioctylzinn (DOT). Nicht oder nur gering belastet gewesen seien nur die Trikots der Vereine Borussia Mönchengladbach und 1. FC Köln.

Der HSV hat den Greenpeace-Ergebnissen inzwischen widersprochen. Sowohl Ausrüster FILA als auch der Beflockungsproduzent "Flock- Express" hätten dem Bundesligisten telefonisch versichert, dass sich keines der genannten Organozinn-Gifte in den Trikots oder dem PVC- Aufdruck befinde. Entsprechende Gutachten sollten am Dienstag nachgereicht werden. Unter "Beflockung" versteht man die Anbringung von Aufdrucken auf Sport-Trikots.

Auch Fußball-Zweitligist FC St. Pauli widersprach der Greenpeace-Darstellung vehement und bat Ausrüster Puma um eine aktuelle Stellungnahme. Aus der werde hervorgehen, dass die Trikots unbedenklich getragen werden könnten, stellte der Verein am Montagabend in einer Pressemitteilung fest. "Bislang sind uns keine Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen beim Tragen der Trikots durch unsere Fans bekannt geworden", erklärte Götz Weisener, der Marketing- Chef des Clubs.

Laut Greenpeace stammen die giftigen Chemikalien aus den PVC- Aufdrucken der Trikots, während sich in den unbedruckten Teilen keine oder nur geringe Spuren der Gifte fanden. Anfang des Jahres war in Kleidung und Teppichen die hoch giftige Chemikalie TBT nachgewiesen worden. Kaufhof, Karstadt und andere Händler hatten daraufhin giftige Trikots aus ihren Regalen genommen. Tributylzinn kann nach Angaben von Greenpeace die Abwehrkräfte beim Menschen schwächen und in den Hormonhaushalt eingreifen.

Die Deutsche Marine will dagegen nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" (Dienstagausgabe) nicht auf Schiffsfarbe mit dem giftigen Tributylzinn verzichten. Zwar teste die Flotte seit längerem umweltfreundlichere Alternativfarben, schreibt das Blatt. Aber laut Bundesverteidigungsministerium sei noch nicht erwiesen, dass diese die "Einsatzanforderungen" der Marine erfüllen.

Um den Bewuchs mit Algen oder Muscheln zu verhindern, wird TBT in Schiffsfarben eingesetzt. Das Gift ist nach Angaben von Greenpeace schon in kleinen Mengen tödlich für Wasserorganismen.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort