Direkt hinter der Grenze Sieben Tipps für einen Ausflug in die Achterhoek

Zutphen · Die Region direkt hinter der Grenze, zwischen ´s-Heerenberg, Zutphen und Winterswijk, ist ein touristischer Geheimtipp. Die Landschaft ist vielfältig, von Burgen und Bauernhäusern geprägt. Und viele Städtchen sind echte Hingucker. Ein Überblick.

In Bronkhorst herrscht ein mittelalterliches Flair.

Foto: imago

Schon der Name verrät es: Die Achterhoek führt gewissermaßen ein Schattendasein. Immerhin heißt die Region übersetzt „hintere Ecke“. So denkt kaum jemand gleich an die Achterhoek, wenn man einen Tagesausflug oder Urlaub gen Nachbarland plant. Dabei haben die Landstriche nordöstlich des Kreises Kleve eine Menge zu bieten. Wir nennen sieben Geheimtipps.

Bronkhorst

Das Huis Bergh in ´s-Heerenberg ist ein beliebtes Ziel für Spaziergänger und Radfahrer.

Foto: Klaus-Dieter Stade

In Bronkhorst scheint die Zeit stillzustehen. Mit 150 Einwohnern ist es die kleinste Stadt im Nachbarland. Im Jahr 1482 bekam der Ort Stadtrechte verliehen, und sie haben bis heute Gültigkeit. Verwinkelte Gassen, historische Bauernhöfe, eine mittelalterliche Schlosskapelle und das alte Kopfsteinpflaster entführen Besucher in eine andere Epoche. Allzu viel Zeit benötigt man nicht, um Bronkhorst kennenzulernen: Binnen weniger Minuten kennt man die wichtigsten Anlaufstellen. Die beeindruckendste Sehenswürdigkeit ist das Hooge Huis, das im 16. Jahrhundert als Empfangshaus für die Herren von Bronkhorst errichtet wurde. Das Dorf wird von Wiesen und Feldern umgeben, die Ijssel kann man gen Brummen mit einer kleinen Fähre überqueren. Das Fahrrad sollte man also gleich mitbringen.

Bekendelle

Der Steinbruch in Ratum zeigt die Welt der industriellen Kalkgewinnung.

Foto: Ontdek de Achterhoek

Das Naturschutzgebiet Bekendelle, südlich von Winterswijk, ist ein teils schon 200 Jahre alter Laubwald, durch den sich das Flüsschen Boven-Slinge schlängelt. Es ist eines der wenigen Sumpfwälder in den Niederlanden – und ein Paradies für Vogelfans. So bekommt man etwa den Eisvogel oder die Gebirgsstelze zu sehen. Besucher stoßen auf fließende Übergänge von feuchten zu trockeneren Wäldern sowie zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Das Gebiet zeichnet sich durch eine Vielzahl von Laubbäumen wie Erle, Esche, Ulme und Eiche aus. Und: Die meisten Wege führen am Bach entlang, da gibt es reichlich schöne Fotomotive.

Winterswijk

Die 30.000-Einwohner-Stadt in der Nähe von Bocholt ist aus guten Gründen eine beliebte Anlaufstelle für Shopping-Touristen. In der Fußgängerzone, die sich sternförmig um den Marktplatz herum gebildet hat, gibt es kaum Leerstand, dafür viele inhabergeführte Geschäfte und individuelle Boutiquen. Als attraktiv gilt auch der Markt, der mittwochs (8 bis 14 Uhr) und samstags (8 bis 17 Uhr) rund um die Jakobskirche stattfindet. Aber Winterswijk hat noch weitaus mehr zu bieten: Kultur, Natur und Kulinarik. So ist man im „Museum Villa Mondriaan“ auf den Spuren des Künstlers Piet Mondriaan unterwegs, der seine Kindheit und Jugend in der Achterhoek verbrachte.

Huis Bergh

Das mehr als 800 Jahre alte Huis Bergh in ’s-Heerenberg liegt direkt hinter der Grenze bei Emmerich. Gerade für Familien ist das mittelalterliche Wasserschloss, von einem Graben und alten Festungsmauern umgeben, einen Ausflug wert. Die ständige Kunstsammlung besteht aus früher italienischer Malerei, nordeuropäischer Malerei, historischen Porträts, mittelalterlichen Handschriften, Münzen und Schnitzarbeiten. Die restaurierten Gärten wiederum sind ein beliebtes Ziel für Spaziergänger und Radfahrer, es werden auch Führungen angeboten. Das kleine Städtchen ist sowieso einen Aufenthalt wert, in den charmanten Gassen lässt es sich gemütlich schlendern, donnerstags findet ein großer Markt statt.

Untertauchermuseum

Im Untertauchermuseum („Onderduikmuseum“) in Aalten wird das beschwerliche Leben von Menschen veranschaulicht, die während der Besatzung der Nationalsozialisten versteckt leben mussten. In dem ehemaligen Wohnhaus einer Aaltener Familie, in dem Verfolgte untertauchten und bei Bombenangriffen auch Nachbarn Zuflucht suchten, werden die Erinnerungen an jene Zeit lebendig gehalten. Statt Ausstellungsstücken in Vitrinen oder Bildern an den Wänden informieren Möbelstücke und Alltagsgegenstände über die Geschichte des Hauses und die früheren Bewohner. Jeder Raum des Hauses am Markt 12 ist eingerichtet wie ein Wohnhaus zur Zeit der deutschen Besatzung. Wichtig: Die Ausstellung ist zweisprachig, deutsch und niederländisch.

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Foto: Airbnb

Spielzeug- und ÖPNV-Museum

Im Herzen der ebenfalls hübschen Kleinstadt Doesburg an der Ijssel befindet sich das Museum für öffentliche Verkehrsmittel und Spielzeug. Mit einem Schwerpunkt auf die Straßenbahnen in der Region Achterhoek bietet das Museum historische Utensilien, Fotos und detaillierte Modelle von Zügen und Bussen. So wird offenkundig, wie der ÖPNV früher funktionierte – und was sich bis heute getan hat. Die Entwicklung von Pferdestraßenbahnen bis zu Hochgeschwindigkeitszügen wird abgebildet. Neben der Verkehrsgeschichte zeigt das Museum auch eine umfangreiche Sammlung von historischem Spielzeug. Die Geschichte verschiedener Spielzeugarten lässt sich in Ladenschaufenstern eines kleinen Dorfes betrachten. Kinder können selbst eine Modellbahn bedienen, für die Jüngsten gibt es eine Spielecke.

Steinbruch

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Foto: Bauch, Jana (jaba)

Der Steinbruch im Winterswijker Ortsteil Ratum, seit fast 100 Jahren in Betrieb, entführt in die Welt der industriellen Kalkgewinnung. Der gewonnene Muschelkalk dient etwa als Rohstoff für Düngemittel und Mobiltelefone, zudem wird er für den Asphalt von Flughafenlandebahnen verwendet. Außerhalb der Arbeitszeiten finden geführte Touren statt, von der Aussichtsmauer aus hat man aber sowieso immer einen guten Blick auf die alten Erdschichten. Im Laufe der Jahre wurden auf dem Areal auch zahlreiche Fossilien gefunden, darunter Abdrücke von Fischen, Salamandern, Insekten und Pflanzen, aber auch solche von Saurierskeletten und Beinen eines Nothosaurus.