Lockdown endet Samstag Geschäfte in den Niederlanden öffnen wieder

Niederlande · Der harte Lockdown endet am Samstag. Theater, Kinos oder gastronomische Betriebe bleiben aber weiterhin dicht. Was in den Niederlanden beschlossen wurde.

 Seit dem Lockdown sind die Straßen in den Niederlanden deutlich leerer.

Seit dem Lockdown sind die Straßen in den Niederlanden deutlich leerer.

Foto: dpa/Peter Dejong

Womöglich war der öffentliche Druck in den vergangenen Tagen doch zu groß geworden. Überraschend hat das niederländische Kabinett von Ministerpräsident Mark Rutte am Freitagabend weitgehende Öffnungsschritte verabschiedet und den harten Corona-Lockdown, der seit beinahe vier Wochen gilt, praktisch für beendet erklärt.

Unternehmer, Einzelhändler, Gastronomen und Bürgermeister hatten in den vergangenen Tagen appelliert, dass die Niederlande nicht weiter das einzige Land sein dürfe, das das öffentliche Leben herunterfährt. Manch ein Amtsträger rief gar zum zivilen Ungehorsam auf. „Der Druck von allen Seiten nimmt zu, aber es geht nicht alles auf einmal“, sagte Ministerpräsident Mark Rutte.

Doch was wurde konkret beschlossen? Nicht lebensnotwendige Geschäfte dürfen ab Samstag zwischen 5 und 17 Uhr wieder öffnen. Eine Terminvereinbarung ist nicht notwendig, es ist jedoch nur eine begrenzte Anzahl von Kunden pro Quadratmeter erlaubt. Fitnessstudios dürfen wieder Sportler empfangen, auch Friseure und Sexarbeiterinnen können wieder tätig werden. Die Hochschulen dürfen Studenten in Präsenz unterrichten. Zu Hause dürfen die Menschen zudem vier statt zwei Personen empfangen. An Orten, an denen kein ausreichender Abstand eingehalten werden kann, etwa auf Märkten oder am Arbeitsplatz, werden von der Regierung medizinische Masken empfohlen. Die Lockerungen gehen über die Empfehlungen des Expertenrats Outbreak Management Team (OMT) hinaus, der die Regierung berät und das Einkaufen nur nach Terminvereinbarung empfohlen hatte.

Theater, Kinos oder gastronomische Betriebe aber bleiben weiterhin dicht. Sportveranstaltungen müssen ohne Publikum auskommen. Um den krisengeschüttelten Branchen allerdings ein Stück weit entgegen zu kommen, will die Regierung die Corona-Lage früher als geplant neubewerten. Das heißt: Schon am 25. Januar will das Kabinett darüber entscheiden, ob die Cafés und Restaurants wieder öffnen dürfen.

Der Druck auf die Regierung war zuletzt insbesondere aus der an Deutschland grenzenden Provinz Gelderland gekommen. 21 Bürgermeister erklärten am Mittwochabend in einem offenen Brief, dass bei Geschäften, Gaststätten sowie dem Sport- und Kultursektor die Grenze erreicht sei. Besonders deutlich wurde der Widerstand in der kleinen Gemeinde Didam bei Emmerich. Der Einzelhandelsverband hatte angekündigt, dass viele Geschäfte am Samstag öffnen würden – und zwar unabhängig von den Vorgaben der Regierung. Die Gemeindeverwaltung hatte erklärt, gegen derart handelnde Einzelhändler nicht vorgehen und keine Bußgelder verhängen zu wollen.

Die Corona-Zahlen schnellen im Königreich dennoch in die Höhe, die Omikron-Variante hat das Infektionsgeschehen deutlich schneller gemacht. Täglich werden mehr als 30.000 neue Fälle gemeldet, die Wocheninzidenz liegt bei 1280 Infektionen pro 100.000 Einwohner – Tendenz steigend.

Ein Grund dafür, dass sich die Niederlande als einziges europäisches Land in einem Lockdown befand, hängt mit den übersichtlichen Kapazitäten auf Intensivstationen zusammen. So gibt es landesweit nur knapp 1200 Intensivbetten, sieben pro 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland sind es beinahe 48 Betten pro 100.000 Einwohner. Wenig verwunderlich also, dass das vierte Kabinett von Mark Rutte, das vor wenigen Tagen vereidigt wurde, die Kapazität in den Krankenhäusern in den kommenden Jahren erhöhen will. Die Infrastruktur soll ausgebaut und mehr Personal eingestellt werden. Das Ziel ist klar: Zu einem weiteren Lockdown soll es nicht kommen.

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