Hoge Veluwe in den Niederlanden Radfahrer wird von Wolf verfolgt – jetzt sollen Paintballs helfen

Gelderland · Im Naturpark De Hoge Veluwe kommt es vermehrt zu direkten Begegnungen von Wölfen und Menschen. Die Tiere verfolgen Radfahrer und nähern sich Familien. Jetzt soll mit Paintballs auf die Wölfe geschossen werden.

Wolf: Was tun, bei einer Begegnung? Verhaltenstipps
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Was tun, wenn der Wolf vor einem steht?

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Um Wölfe abzuschrecken, sollen in der Provinz Gelderland jetzt auch Paintballwaffen zum Einsatz kommen. Mit der Ausnahmeregelung für die Region, zu der auch Nimwegen und Arnheim gehören, wollen die Niederländer verhindern, dass die Tiere dem Menschen näherkommen und ihn dann möglicherweise angreifen. Raubtiere, die eine Distanz von 30 Metern unterschreiten, sollen mit den Farbkugeln beschossen werden. Nur Parkwächter dürfen demnach Paintballs auf die Wölfe abfeuern. Die Maßnahme soll dazu führen, dass die Tiere „wieder Angst vor Menschen“ haben. Die Verletzungsgefahr durch die Farbkugeln sei gering, und die Tiere seien nach dem Abschuss noch einige Zeit zu erkennen, heißt es in der Ausnahmegenehmigung der Regierung.

Die von den Parkwächtern genutzten Waffen ähneln denen, die von der Polizei bei Unruhen verwendet werden. Da Wölfe zu den geschützten Arten gehören, können sie nicht einfach gekeult werden. Der Einsatz der Paintball-Waffen läge im Rahmen der Richtlinien für den Umgang mit zahmen und potenziell problematischen Wölfen, so die Provinzbehörden.Eine Alternative sei, Tiere zu betäuben und dann einen Sender anzulegen, was die Behörde aber nicht für praktikabel hält.

Grund für die jetzt getroffene Maßnahme sind unter anderem Begegnungen, die sich in dem beliebten Nationalpark De Hoge Veluwe bei Arnheim ereignet haben. Auf der Internetplattform Twitter kursiert ein Video, auf dem ein Rennradfahrer in dem Park auf einem asphaltierten Weg unterwegs ist. Der Sportler konnte mit seiner Helmkamera filmen, wie plötzlich ein Wolf neben ihm aus dem Gebüsch auftaucht und ihn verfolgt. Dem Mann gelang es schließlich, das Tier abzuhängen. Ein weiteres Video, das in sozialen Medien die Runde macht, zeigt, wie ein Wolf auf eine Familie zuschlendert. Diese war ebenfalls mit dem Rad unterwegs und hatte am Wegesrand eine Pause eingelegt. Das Tier kam aus dem Wald, lief zunächst auf die Familie zu und kam nah heran, bevor es dann aber abdrehte.

Passiert ist in beiden Fällen nichts, die Annäherungen der Tiere sorgen jedoch für heftige Diskussionen. Neben den Videos wurden etliche Bilder im Internet veröffentlicht, die Wanderer von den Tieren im Nationalpark gemacht haben. Auch Mitarbeiter des Parks blicken regelmäßig nur einige Meter entfernt in die Gesichter der Wölfe. Der Ökologe und Wolfsexperte Hugh Jansman sagte der niederländischen Internetzeitung „NU.nl“, alle Raubtierexperten seien der Meinung, dass Maßnahmen ergriffen werden sollten, wenn sich ein Wolf Menschen nähert. Es wird vermutet, dass Wölfe in De Hoge Veluwe bei Menschen nach Nahrung suchen. Der Direktor des Nationalparks, Seger Emmanuel Baron van Voorst tot Voorst, werde die Paintball-Maßnahme mittragen, wie er „Omroep Gelderland“ sagte, auch wenn er sie nicht für zielführend hält: „Es ist eine Scheinlösung, um nicht sagen zu müssen: Erschießt den Wolf“, sagte Van Voorst tot Voorst dem Sender.

Nach Angaben des Vorstands der Hoge Veluwe sind die Tiere „aus eigener Kraft“ in den Park gekommen. Sie seien durch Löcher in Wolfsgittern geschlüpft. Die Regionalzeitung „De Stentor“ berichtete, dass in diesem Jahr 13 Wolfsjunge in dem Park geboren wurden.

Unterdessen wirft die Umweltorganisation Faunabescherming der Parkverwaltung gar vor, die Wölfe zu füttern, um diese zahm zu machen. Damit könnten sie als Problemfälle eingestuft werden, was die Entfernung der Tiere rechtfertigen würde. Van Voorst tot Voorst weist die Vorwürfe zurück und betont, dass Wölfe in den Niederlanden nichts zu suchen hätten. Auf der Homepage des Nationalparks heißt es zudem: „Die Wölfe in De Hoge Veluwe stören das natürliche Gleichgewicht, was Druck auf geschützte Lebensräume ausübt, die einer Erhaltungspflicht unterliegen, sowie auf die dort vorkommende Fauna und Biodiversität.“

Ein Wolf in der Veluwe, aufgenommen vom Naturfotografen Otto Jelsma. Der Hobbyfotograf stieß bei einem Spaziergang auf ein Wolfsrudel.

Ein Wolf in der Veluwe, aufgenommen vom Naturfotografen Otto Jelsma. Der Hobbyfotograf stieß bei einem Spaziergang auf ein Wolfsrudel.

Foto: Otto Jelsma / dpa

Wie die niederländische Zeitung „de Volkskrant“ berichtet, sorgen die wachsende Wolfspopulation für zunehmende Ärger im ganzen Land. Vor allem in Drenthe, wo allein im September 32 Tiere (Schafe, Kälber) von Wölfen getötet wurden, verhärten sich die Seiten immer weiter. Ein Vortrag in der Provinz über den Dokumentarfilm über den Wolf musste wegen befürchteter Reaktionen abgesagt werden, so die Zeitung.

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