Kosten, Rückgabe, Ausnahmen Das müssen Sie zum Dosenpfand in den Niederlanden wissen

Amsterdam · Nach langer Vorbereitung führen die Niederlande am 1. April Dosenpfand ein. Wie funktioniert das, und was bedeutet es für deutsche Einkaufstouristen? Ein Überblick.

Einkaufswagen mit pfandfreien Getränkedosen (Archivfoto).

Einkaufswagen mit pfandfreien Getränkedosen (Archivfoto).

Foto: dpa/Gregor Fischer

Wie viel Pfand ist künftig auf einer Dose?

Pro Getränkedose legt man künftig 15 Cent Pfand drauf. Der gleiche Betrag gilt schon seit Juli 2021 für kleine Plastikflaschen. Bei großen Plastikflaschen liegt das Pfand übrigens bei 25 Cent. Bierflaschen haben in den Niederlanden 10 Cent Pfand, diejenigen mit Bügelverschluss (und dem markanten Plopp-Geräusch) liegen bei 20 Cent.

Wo kann man die Dosen abgeben?

Rund 5000 Supermärkte im ganzen Land nehmen leere blikjes („Döschen“) an. Dort stehen Automaten wie solche, die zahlreichen Niederlande-Urlaubern bereits bekannt sind: von der Rückgabe ihrer Cola- oder Bierflaschen im örtlichen Supermarkt. Dazu kommen etwa 22.000 weitere Abgabestellen an Tankstellen oder Bahnhöfen. Ebenso wie beim Flaschenpfand kann man sich entscheiden, ob man den Geldbetrag zurückerhalten möchte oder ihn lieber für einen guten Zweck spendet. Auch in Kinos und Snackbars können die Dosen künftig abgegeben werden. Die Regel: Wer Dosen verkauft, muss sie auch zurücknehmen.

Worauf ist bei der Rückgabe zu achten?

Die Maschinen registrieren die Dosen über einen Barcode. Dafür muss dieser allerdings lesbar sein. Zerdrückt man - einem alten Reflex folgend - die leere Dose, kann das den Code unlesbar machen. Sie wird dann von der Maschine nicht akzeptiert. Eine Beule im Blech ist aber kein Problem.

Geht es um alle Dosen, oder gibt es Ausnahmen?

Eigentlich sind alle Getränkedosen betroffen, egal ob Cola, Limonade, Saft, Wasser, Bier oder Energydrinks. Doch auf die neuen, pfandpflichtigen Dosen ist ein entsprechendes Logo gedruckt, Aufschrift: “Statiegeldblik” („Pfand-Dose”). Ältere Dosenbestände ohne Logo werden derzeit noch verkauft, solange der Vorrat reicht. Das kann noch mehrere Wochen dauern – gute Nachrichten also für Palettenjäger im Grenzgebiet.

Kann man Dosen aus den Niederlanden künftig auch in Deutschland zurückgeben und umgekehrt?

Nein. Ohne den entsprechenden Barcode und das Logo werden Dosen nicht zurückgenommen. Darauf weist auch die Aufschrift „NL only” neben dem Logo hin. Wenn im Seeland-Urlaub die Augen also größer als der Durst sind, gilt: die Vorräte vor Ort austrinken oder das Pfand vergessen. Oder, dritte Möglichkeit: die Dosen zu Hause leeren und im nächsten Jahr wieder mit in die Niederlande bringen.

Warum kommt das Pfand erst jetzt?

Ursprünglich sollte es bereits am 1. Januar eingeführt werden. Doch IT-Probleme und ein Mangel an Maschinen, um die abgegebenen Dosen anschließend zu kleinzupressen, verhinderten den pünktlichen Start. Die erwarteten zwei bis zweieinhalb Milliarden zurückgegebenen Dosen pro Jahr - Pfandwert insgesamt etwa 700 Millionen Euro - stellten das Rücknahmesystem der Supermärkte noch vor zu hohe logistische Herausforderungen, befand der Raad van State, das höchste niederländische Verwaltungsgericht, im Dezember. Jahrelang hatten sich Supermarktketten, die angesichts der vielen Dosen vor der logistischen Aufgabe zurückschreckten, gegen die Einführung von Pfand gewehrt. Und die Niederländer lieben ihre blikjes: In dem Nachbarland werden Getränke deutlich öfter aus Dosen als aus PET-Flaschen getrunken.

Was verspricht man sich von der Einführung in ökologischer Hinsicht?

Neben dem Recycling von Rohstoffen geht es auch darum, Müll in der Natur zu vermeiden. Ein Thema, an dem sich die Politik seit Jahren die Zähne ausbeißt. Die Umweltorganisation Milieu Centraal schätzt, dass 2021 landesweit rund 150 Millionen Dosen in der Natur landeten – etwas mehr als acht pro Einwohner. Durch die Pfandregelung soll diese Zahl um 70 bis 90 Prozent gesenkt werden. Ein anderer Aspekt: scharfkantige Reste von Dosen, die in Mähmaschinen landen und so zerstückelt werden, können lebensgefährlich für Rinder sein, wenn diese sie fressen.

Funktioniert das bei so einem geringen Betrag?

Wer den Cent nicht ehrt, ist das Geld nicht wert – Sparsamkeit ist ein wichtiger Grundwert in den calvinistisch geprägten Niederlanden. Die Erfahrung mit kleinen Plastikflaschen bestätigt das bisher: Seit das Pfand auf diese eingeführt wurde, landen über 50 Prozent weniger davon in der Natur.

Sind Getränkedosen nach der Pfand-Einführung dann teurer als in Deutschland?

Das hängt natürlich vom Produkt und vom Geschäft ab. Getränke sind in der Regel etwas teurer als in Deutschland. Der entscheidende Aspekt für Deutsche, sie trotzdem jenseits der Grenze zu kaufen, war bislang das fehlende Dosenpfand. Dieser Unterschied entfällt künftig zu einem großen Teil, zum Leidwesen vieler Getränkeläden in Grenznähe. Unterschätzt wird beim Dosentourismus freilich grundsätzlich, dass dieser auch Sprit kostet.

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