Durchbruch in Cold Case Leiche von vermisster Niederländerin in NRW gefunden
Düsseldorf · Durchbruch in einem Cold Case Fall: Die seit 1994 vermisste Maria van der Zanden wurde tot im Möhnesee gefunden – und das schon kurz nach ihrem Verschwinden. Doch ihr Leichnam konnte erst jetzt identifiziert werden.
Nach 29 Jahren hat das Cold Case Team der niederländischen Polizei einen Durchbruch im Vermisstenfall einer 22-Jährigen gemeldet. In Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden konnte eine im August 1994 im Möhnesee gefundene Frauenleiche der vermissten Maria van der Zanden zugeordnet werden.
Maria van der Zanden galt seit dem 6. August 1994 als vermisst, nachdem sie ihr Elternhaus im niederländischen Putten mit ihrem Fahrrad verlassen hatte. Ihre Eltern erwarteten sie zur Essenszeit zurück, doch sie kehrte nicht mehr heim.
Ende August desselben Jahres, also nur wenige Wochen nach ihrem Verschwinden, fand die deutsche Polizei beim nordrhein-westfälischen Soest eine Frauenleiche im Möhnesee. Sie konnten die unbekannte Frau nicht identifizieren, die Beamten gingen von Selbsttötung aus. Sie wurde in einem namenlosen Grab beigesetzt.
Währenddessen liefen die Ermittlungen in den Niederlanden weiter, ihr Vermisstenfall wurde immer wieder neu aufgerollt, jedoch vergeblich. Es habe laut den Beamten nie Grund für die Annahme gegeben, dass die Spur nach Deutschland führen könnte. Zudem habe es in den 1990er Jahren keine spezielle DNA-Datenbank für Vermisste und unbekannte Tote gegeben, ein Datenaustausch zwischen den Ländern war demnach nicht üblich.
Ende März dieses Jahres nun startete die Peter R. de Vries Stiftung eine neue Kampagne rund um die Vermisste. Die Stiftung setzt mithilfe von Crowdfunding Belohnungen für sogenannte Goldene Tipps für ungelöste Kriminalfälle in den Niederlanden aus. Besondere Aufmerksamkeit bekam ihre Kampagne zu der Kostenpflichtiger Inhalt noch stets vermissten Tanja Groen. Den Vorsitz der Stiftung hat seit dem Tod des Kriminalreporters Peter R de Vries. im Jahr 2021 dessen Tochter Kelly de Vries.
In den Monaten vor der Kampagne bereitete sich auch das Cold Case Team der Ostniederlande vor und machte international auf den Fall aufmerksam. Und die deutschen Behörden reagierten. In gemeinsamer Arbeit war die Identifizierung schließlich erfolgreich: sowohl von der deutschen als auch von der niederländischen Polizei lagen daktyloskopische Merkmale der Vermissten vor – etwa Fingerabdrücke. Die Qualität der deutschen Spuren sei nicht ausreichend gewesen, um damals in die internationalen Datenbanken aufgenommen zu werden, doch durch einen Eins-zu-eins-Vergleich habe die unbekannte Frau vom Möhnesee identifiziert werden können: Es handelt sich bei der Toten um Maria van der Zanden.
„Wir sind überwältigt von dieser Nachricht. Nach fast 30 Jahren weiß ich endlich, wo meine Tochter ist. Es gibt noch viele Fragen, die wir hoffentlich in der nächsten Zeit mit dem Cold Case Team und der Stiftung beantworten können. Jetzt wollen wir diese Nachricht erst einmal sacken lassen“, sagte Marias Vater, Ab van der Zanden, zu den Entwicklungen.
In Kelly de Vries, Leiterin der Stiftung, hat der Durchbruch gemischte Gefühle ausgelöst. „Einerseits sind wir sehr froh, dass Maria gefunden wurde und ihr Vater endlich weiß, wo seine Tochter ist, andererseits ist man sich auch bewusst, dass die Trauer groß ist.“
Francien Lijnkamp, Teamleiter des Cold Case Teams Ostniederlande, bedankte sich bei der Stiftung. „Zum Teil dank ihrer Bemühungen haben wir in der letzten Zeit neue Chancen und Möglichkeiten genutzt. So konnten wir dem Vater von Maria sagen, wo seine Tochter ist, und der unbekannten Frau in Deutschland ihren Namen zurückgeben.“
Offen bleibt jedoch, was mit Maria in der Zeit zwischen dem Verlassen ihres Elternhauses und dem Auffinden ihres Leichnams in Soest geschehen ist. Immerhin liegen die beiden Orte rund 220 Kilometer voneinander entfernt. Die Polizei hält sowohl Suizid – das Ergebnis der deutschen Ermittlungen 1994 – als auch ein Verbrechen im Bereich des Möglichen. Das Cold Case Team ermittelt daher weiter, Hinweise können sowohl der Polizei als auch der Peter R. de Vries Stiftung mitgeteilt werden.