Großwildjagd Namibia verbietet Trophäenbilder

Windhoek · Das südafrikanische Land reagiert auf negative Reaktionen im Internet und will mit der Verordnung den Ruf der Großwildjagd verbessern. Der Tourismus ist neben dem Bergbau die wichtigste Einnahmequelle.

 Die US-Amerikanerin Sabrina Corgatelli posiert mit einer von ihr erlegten schwarzen Giraffe auf ihrer Facebook-Seite.

Die US-Amerikanerin Sabrina Corgatelli posiert mit einer von ihr erlegten schwarzen Giraffe auf ihrer Facebook-Seite.

Foto: action press

Das namibische Umweltministerium verbietet ab sofort Inhabern von namibischen Jagdlizenzen, Bilder von erlegtem Wild in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Minister Pohamba Shitefa hält solche Bilder für unethisch, sie werfen „ein schlechtes Licht auf das Ansehen der gut regulierten Jagd“ in seinem Land. Sogenannte Erlegerbilder dürfen in Zukunft nur noch zu rein privaten Zwecken genutzt werden.

Unsicher war zwischenzeitlich noch, inwieweit die Handlungsanweisung des Ministers bestehen bleibt. Der namibische Berufsjägerverband Napha stellte sich gegen ein vollständiges Verbot der Erlegerbilder. Bei einem Workshop sollte ein Kompromiss gefunden werden. Das Ministerium erklärte jedoch, die Regelung sei bereits in Kraft. Auf namibischen Jagdlizenzen wird handschriftlich vermerkt, dass das Veröffentlichen der Bilder in sozialen Netzwerken verboten ist.

Der Minister reagiert mit seinem Memorandum auf regelmäßige negative Reaktionen in Sozialen Netzwerken. Erst kürzlich sorgten die Fotos der amerikanischen Großwildjägerin Sabrina Corgatelli für wütende Kommentare. Auf den Bildern posiert sie vor einer von ihr in Südafrika erlegten, sehr seltenen schwarzen Giraffe. Als vor drei Jahren ein Zahnarzt aus Minnesota den in Simbabwe landesweit bekannten Löwen Cecil erlegte und Bilder davon im Internet verbreitete, sah er sich sogar öffentlichen Lynchaufrufen ausgesetzt. Ingrid Newkirk, Chefin der Tierrechtsorganisation Peta, bezeichnete die Trophäenjagd damals als „abscheulichen Zeitvertreib reicher, abgestumpfter Leute auf der Suche nach Nervenkitzel“.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) begrüßt den Vorstoß von Shitefa. „Viele Erlegerfotos würden den Frühstückstest nicht bestehen: Wir sollten uns selbstkritisch fragen, was Frau Maier von nebenan beim Biss in ihr Frühstücksbrötchen empfindet, wenn sie etwa das Foto vom abgeschnittenen Kopf eines Rehbocks sieht, der auf dem Boden einer zugemüllten Garage liegt“, sagt DJV-Präsident Hartwig Fischer.

Der Tourismus und hierbei insbesondere der Jagdtourismus ist für das südafrikanische Land ein wichtiger Wirtschaftszweig. Lediglich im Bergbau wird noch mehr Geld umgesetzt. Die Jagdfaszination in Afrika ist eng mit den „Big Five“ verbunden. Der Abschuss von Steppenelefant, Spitzmaulnashorn, Büffel, Löwe und Leopard gilt traditionell unter Großwildjägern als größte Herausforderung.

Bei allen negativen Reaktionen gibt es auch rationale Gründe, die für die Großwildjagd in Namibia sprechen. So wird erst durch das viele Geld der ausländischen Jäger den Dorfgemeinschaften ein Anreiz geboten, die Tiere vor Wilderern zu schützen. Früher galten wilde Tiere in Namibia vor allem als Schädlinge, nun sind sie eine lukrative Einnahmequelle. Manche Tierschützer betrachten die Jagd daher als notwendiges Übel. Minister Shifeta warnt sogar, dass ein Ende des Jagdtourismus „ein Ende des Naturschutzes“ in seinem Land bedeuten würde. Dabei gilt Namibia als Musterfall. Es gibt deutlich weniger Korruption als in vielen anderen afrikanischen Staaten, die Jagd ist streng reglementiert und es dürfen keine Tiere nur zum Abschießen gezüchtet werden.

Auch das Bundesamt für Naturschutz lehnt die Trophäenjagd nicht generell ab. „Aus naturschutzfachlicher Sicht kann die Jagd auf gefährdete Tiere in Einzelfällen akzeptiert werden, sofern neben den notwendigen gesetzlichen Regelungen und deren strikter Umsetzung eine Reihe von Mindestanforderungen erfüllt ist“, heißt es dort. Für die Einfuhr von Jagdtrophäen gelten je nach Tierart unterschiedliche Richtlinien.

Namibia ist gerade bei deutschen Jagdtouristen sehr beliebt. In der ehemaligen deutschen Kolonie leben noch heute rund 20.000 Deutsch­namibier, deren Muttersprache Deutsch ist. Einige von ihnen locken zum deutschsprachigen All-Inclusive-Jagdurlaub auf ihre Farmen. Rund 200 Euro am Tag kostet die betreute Jagd, Unterkunft und Vollpension inklusive. Hinzu kommen Kosten für Leihgewehre und Trophäengebühren für abgeschossene Tiere. Bei „Otjiruze Safaris“ kostet ein geschossener Pavian 100 Euro. Wer eine Leoparden-Trophäe sein Eigen nennen möchte, muss 8000 Euro bezahlen. Zudem gibt es Komplettpakete. Die Einsteigersafari beinhaltet für 3690 Euro sechs Jagdtage, zwei Ruhetage und den Abschuss einer Oryxantilope, eines Streifengnus und eines Warzenschweinkeilers. Die Farm hat Tradition. Schon Franz Josef Strauß erlegte hier 1966 ein Warzenschwein.

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