Diplomatische Verwicklungen mit China befürchtet Nachhilfe in Sachen Panda-Nachwuchs

Berlin (rpo). Die Panda-Bärin Yan Yan ist zum vierten Mal künstlich besamt worden. Plötzliche Hitzewallungen des seltenen Tieres waren für die Experten des Zoologischen Garten Berlins der Anlass, den Eingriff sofort und ohne direkte Information an die chinesische Regierung vorzunehmen.

Zum Zeitpunkt der Maßnahme im April war die kostbare Bärin auch nicht versichert. Der zuständige wissenschaftliche Mitarbeiter des Zoos, Peter Rahn, bestätigte am Montag entsprechende Informationen der dpa. Der Zoo macht sich jetzt große Sorgen wegen möglicher Weise drohender diplomatischer Verwicklungen.

Alle Versuche, mit ihrem Partner Bao Bao auf natürlichem Wege Nachwuchs zu bekommen, waren kläglich gescheitert. Die Zoo-Besucher, die seit 1995 in Scharen die putzigen schwarz-weißen Bambusfresser sehen wollten, spöttelten schon über den lendenlahmen Bao Bao. Er war einst Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt geschenkt worden. Yan Yan war ein Beitrag der Chinesen zur Städtepartnerschaft Berlin-Peking.

Während Bao Bao kostenlos in Berlin logiert, war die rechtliche und finanzielle Lage um den weiblichen Partner Yan Yan stets kompliziert. Im Frühjahr 2000 war eigentlich das "Visum" abgelaufen. Grünes Licht für einen Daueraufenthalt kam dann von höchster Stelle. Chinas Ministerpräsident Zhu Rongji erklärte, Yan Yan könne in Berlin bleiben, "solange sie das will".

Aber umsonst sollte es nicht sein. Die Chinesen verlangten den Abschluss einer Versicherung, zunächst über 65 000 Mark (33 200 Euro), später eine Leihgebühr von 280 000 Mark jährlich (143 000 Euro). Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte signalisiert, dass die Stadt nicht so viel Geld für eine Bärin aufbringen könnte.

Vor diesem finanziellen Hintergrund hielten es Experten für besonders riskant, die künstliche Besamung vorzunehmen. Denn die Sorge war groß, dass die Bärin nicht mehr aus der Narkose erwachen könnte. Die Folgen wären fatal gewesen, in jedem Fall hätten die Chinesen, die von anderen Zoos zum Teil Leihgebühren bis zu einer Million Mark fordern, eine hohe Strafsumme verlangt.

Doch die Natur ließ den Tierärzten im Zoologischen Garten und im Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin keine andere Wahl, als zu handeln. Peter Rahn sagte zur Begründung: "Obwohl Yan Yan keine erneute Hormongabe erhalten hatte, waren die Anzeichen von Hitzeanwallungen so stark, dass wir eine spezielle Untersuchung vornahmen." Die Ergebnisse waren eindeutig, der Zeitpunkt für eine künstliche Befruchtung sei "sehr günstig" gewesen. Die Zoologen hätten es "nicht verantworten können, eine solche Chance vorübergehen zu lassen".

Noch ist im Verhalten und in der körperlichen Verfassung von Yan Yan nicht zu erkennen, ob die Besamung erfolgreich war. Für Mitte bis Ende August ist mit präzisen Ergebnissen zu rechnen. Bis dahin "ist alles ganz normal". Yan Yan futtert gut und kräftig, zeigt sich den Besuchern gut gelaunt. Nur von Bao Bao, den ein Zoo-Experte auch schon einmal als "taube Nuss" bezeichnet hat, will sie nicht viel wissen

(RPO Archiv)
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