Mutter lässt Familie verwahrlosen

Hamburg Weil sie ihre vier Kinder allein in einer verwahrlosten Wohnung zurückgelassen haben soll, muss sich die 31-jährige Nina R. seit gestern vor dem Hamburger Amtsgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Hartz-IV-Empfängerin vor, im Juni 2009 ihre Wohnung im Stadtteil Langenhorn mit "unbekanntem Ziel" für eine Woche verlassen zu haben, ohne die Versorgung und Beaufsichtigung der vier minderjährigen Kinder sichergestellt zu haben.

Ihre Töchter im Alter von zwei, vier, zehn und zwölf Jahren blieben im Juni 2009 rund eine Woche allein in einer "total vermüllten Wohnung" zurück, berichtet die Hamburger Morgenpost. In den Zimmern der Kinder sollen sich der Polizei schockierende Bilder geboten haben: unmöblierte Räume, von Urin durchtränkte Matratzen und halb verhungerte Haustiere. Die Angeklagte selbst sei für mehrere Wochen abgetaucht. Mit ihrem Lebensgefährten wollte die Frau ein neues Leben beginnen. Erst als die Mutter der Angeklagten das Verschwinden ihrer Tochter bemerkte, kamen ihre vier Enkelkinder in eine sichere Obhut.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft wirft Nina R. grobe Verletzung der Fürsorgepflicht und Misshandlung von Schutzbefohlenen vor. Beim Prozessauftakt wies die Angeklagte gestern jedoch alle Vorwürfe von sich: Sie habe vor dem Verschwinden ihrem Noch-Ehemann die Verantwortung übertragen, Lebensmittel seien ausreichend vorhanden gewesen. Auch die Mutter der Angeklagten unterstützte die Aussagen ihrer Tochter.

Offen bleibt bislang, warum das Bezirksjugendamt Nord im Sommer 2009 untätig blieb: Laut "Hamburger Morgenpost" wurde die Familie in dieser Zeit vom Amt betreut, mehrmals in der Woche soll eine Mitarbeiterin die Frau in ihrer Wohnung besucht haben.

Der angeklagten Nina R. droht jetzt eine mehrjährige Haftstrafe. Ein Urteil wird im September erwartet.

(RP)
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