Essen Museum Folkwang setzt ein Zeichen

Essen · Die Alfried-Krupp-Stiftung übernimmt für fünf Jahre die Kosten für den unentgeltlichen Zugang zur Kunst.

Wer das Essener Museum Folkwang betritt, um sich die Dauerausstellung anzuschauen, kann seine Geldbörse ab sofort im Jackett lassen. Mit einer Spende von einer Million Euro ermöglicht die Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung dieses Entgegenkommen für die Dauer von fünf Jahren. Wie die Kuratoriumsvorsitzende Ursula Gather erklärte, folgt das Essener Museum damit dem Beispiel zahlreicher Londoner Museen.

Schon seit Jahrzehnten wird in Deutschland darüber diskutiert, ob man den Eintritt in Museen nicht abschaffen solle, da die Schätze der staatlich oder kommunal finanzierten Ausstellungshäuser den Steuerzahlern gehörten und es nur recht und billig sei, dass die Bürger ihr Eigentum unentgeltlich betrachten könnten. Museumsdirektoren halten regelmäßig dagegen, dass sich das notwendige Aufsichtspersonal nur durch Eintrittsgelder finanzieren lasse - es sei denn, es tritt ein Mäzen auf den Plan wie in Essen.

Ältere werden sich erinnern, dass es in hessischen Museen noch in den 70er Jahren hieß: Eintritt frei. Das war bildungspolitisch so gewollt. Heute herrscht in Deutschland allenthalben die Meinung, alles müsse sich rechnen. Dennoch gibt es auch hierzulande immer häufiger freien Eintritt zumindest in die ständigen Sammlungen, teilweise sogar zu den kostspieligen Wechselausstellungen. In Düsseldorf lädt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG für jeden ersten Mittwoch im Monat von 18 bis 22 Uhr in die Kunstsammlung NRW ein.

Kostenloser Eintritt ist in Deutschland längst zum Marketing-Instrument geworden. Das Museum Folkwang hat es angesichts von 250 000 Besuchern im vergangenen Jahr eigentlich nicht nötig, Besucher mit freiem Eintritt zu locken. Dennoch setzt das Haus auf diese Maßnahme, weil es sich dadurch ein Publikum erhofft, das vielleicht zum ersten Mal ins Haus kommt und eines Tages auch eine kostenpflichtige Sonderschau außerhalb der Dauerausstellung annimmt.

Im Museum Folkwang hat der freie Eintritt von Dienstag bis Sonntag einen Vorläufer: die Initiative "Eintrittsfreier Samstag". In Bielefeld hatte man bereits im September vorigen Jahres zwei Wochen lang auf den Obolus beim Eintritt verzichtet. Auch im gesamten September des laufenden Jahres wird die dortige Kunsthalle von ihren Besuchern keine Gebühr verlangen. Der Vorsitzende der Stockmeier-Stiftung, Jürgen Stockmeier, und der Förderkreis der Kunsthalle übernehmen pauschal die Kosten, wie Kunsthallen-Chef Friedrich Meschede mitteilte - auch für die Wechselausstellungen. Ziel der Aktion sei es, neue Besucher und ein junges Publikum für das Ausstellungshaus zu gewinnen. Bei Erfolg soll der Gratis-Eintritt im nächsten Jahr erneut angeboten werden.

So weit wie in London sind wir hierzulande allerdings noch nicht. Dort öffnen sich bestimmte Spitzenmuseen durchweg unentgeltlich: die Tate Modern, die Tate Britain, die National Gallery und das weltberühmte British Museum.

(RP)
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