40 Hinweise bei der Polizei eingegangen Mord an Elfjähriger schockt Emden

Emden · Im Fall des im ostfriesischen Emden getöteten elfjährigen Mädchens fahndet die Polizei weiter mit Hochdruck nach dem Täter. Bis Montag seien etwa 40 Hinweise bei den Ermittlern eingegangen, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag in Leer. Ob sich daraus eine heiße Spur ergebe, müsse die Auswertung ergeben.

Elfjährige in Emden getötet
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Die Bürger in Emden schweigen, um ihre Anteilnahme auszudrücken. Und ihr Entsetzen. Gestern um 18 Uhr haben sich rund 1500 Menschen nahe dem Bahnhof getroffen und eine Schweigeminute für die Elfjährige eingelegt, die am Wochenende im Treppenhaus eines Parkhauses im Zentrum der ostfriesischen Kleinstadt tot gefunden worden war. Das Mädchen ist einem Sexualdelikt zum Opfer gefallen, wie die Polizei am Montag bekanntgab.

Die Ermittler suchen nach einem jungen männlichen Täter. Er sei dunkel gekleidet gewesen, sagte der Leiter der Mordkommission, Werner Brandt. Weitergehende Angaben sowohl zum mutmaßlichen Täter als auch zur Todesursache seien aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht möglich.

Der Fundort des Mädchens in dem Parkhaus sei auch der Tatort gewesen. Die Auswertung der Überwachungsvideos laufe. "Wir arbeiten unter Hochdruck mit vielen Kollegen", sagte Brandt.

Die Elfjährige war am späten Samstagnachmittag mit einem gleichaltrigen Freund auf dem Fahrrad in der Innenstadt unterwegs gewesen. Die beiden wollten dort Enten füttern. Als beide sich an dem Parkhaus in der Innenstadt aus den Augen verloren, kehrte der Junge zurück und alarmierte die Eltern.

Diese starteten eine Suchaktion, die dann in das Parkhaus führte, vor dem das Fahrrad des Mädchens abgestellt war. Das Parkhaus liegt in der Nähe eines Kinos und des Bahnhofs, also einer Gegend, in der auch abends viele Menschen unterwegs sind.

Ein Wachmann des Parkhauses habe das Mädchen dann im hinteren Treppenaufgang gefunden. Er habe die Polizei gerufen und die Eltern gebeten, einen Rettungsdienst zu benachrichtigen, berichtete die "Emder Zeitung". Alle Versuche, das Kind zu reanimieren, seien erfolglos geblieben.

Die Mordkommission wertete gestern die Videoaufzeichnungen aus dem Parkhaus aus. Wie die Zeitung in ihrer Online-Ausgabe berichtete, zeigten Bilder angeblich den mutmaßlichen Täter und sein späteres Opfer. Auf dem Video soll genau zu sehen sein, wo beide Menschen entlanggehen. Ob es auch Aufzeichnungen des Tathergangs gibt, ist unklar. Nach Medienberichten sind die Kameras auf die Parkdecks gerichtet und nicht auf die Treppenhäuser. Eine Polizeisprecherin sagte, sie könne die Angaben so nicht bestätigen.

"Jeder Stein in der Stadt Emden wird umgedreht, um den Täter zu finden", betonte Oberstaatsanwalt Bernhard Südbeck. Der Elfjährige, der mit dem Mädchen unterwegs war, werde nach bisherigem Stand nicht verdächtigt und stehe unter Schock. Möglicherweise sei der Täter zunächst auf beide Kinder gestoßen und dann mit dem Mädchen weggegangen. In diesem Fall könne der Junge unter Umständen weitere Einzelheiten zu dem Täter nennen. Wie Brandt betonte, seien die Aussagen des schockierten Jungen noch unvollständig. Die Fahnder müssten sensibel mit dem Kind umgehen.

Vor dem City Parkhaus am Wasserturm in Emden, in dem die Leiche der Elfjährige gefunden worden war, legten die Menschen gestern Blumen und Kerzen ab. "So ein Verbrechen kennen wir hier in Ostfriesland sonst nur aus dem Fernsehen", sagte ein älteres Ehepaar. "Hier ist, solange ich mich erinnern kann, noch nie etwas passiert, da gab es nicht einen Kratzer am Auto", sagte Johannes Podeschwa, der Leiter eines benachbarten Sportcenters.

Das Parkhaus sei immer sehr sicher und gut überwacht gewesen. Das Treppenhaus werde zwar nicht kontrolliert, aber die Ein- und Ausgänge. "Dort müssen Täter und Opfer vorbeigekommen sein", sagt Podeschwa. Am Samstagabend habe er sein Geschäft verlassen und die Ermittler der Spurensicherung gesehen. "Vorher haben wir nichts mitbekommen." Die Unsicherheit vieler Eltern kann Podeschwa gut nachvollziehen. "Als Vater von fünf Kindern frage ich mich jetzt auch: Wie sicher sind meine Kinder?"

Die Polizei hat eine 40-köpfige Mordkommission eingerichtet, um die Tat aufzuklären. Zudem hofft sie auf Augenzeugen, die verdächtige Beobachtungen melden sollen.

(RP/nbe/csi)
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