London Monty Python feiert Comeback

London · Die britische Komikertruppe ist nach 30 Jahren Pause zurück auf der Bühne: In London begeisterten Gilliam, Idle, Cleese und Co. das Publikum. Alle Vorstellungen sind ausverkauft, doch in deutschen Kinos wird die letzte Aufführung gezeigt.

Gelernt ist gelernt. Sie mögen, jeder Einzelne von ihnen, älter als 70 sein, aber sie haben es noch drauf. John Cleese klingt zwar etwas heiser, Terry Jones vergisst mal seinen Text, und Terry Gilliam kann immer noch nicht gut schauspielern. Aber das macht gar nichts, denn die Stars im Rentenalter können eines immer noch ganz hervorragend: die Leute zum Lachen bringen. Monty Python, die legendäre britische Komikertruppe, feierte am Dienstag zugleich Comeback und Abschiedstour vor 15 000 begeisterten Fans in der englischen Hauptstadt. Neun weitere Vorstellungen bis zum 20. Juli in der ausverkauften Londoner O2-Arena werden folgen.

Dass es hier um eine Versammlung der Bekehrten, der Fans, der Hardliner unter den Gläubigen gehen würde, war in der ersten Minute klar, als die Pythons auf die Bühne traten und sie dröhnender Beifall empfing. Und in den letzten Minuten, als es nach einem gemeinschaftlichen Singalong der Python-Hymne "Always Look On The Bright Side Of Life" das Publikum aus den Sitzen riss. Man verehrte die fünf älteren Herren wie Halbgötter: John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Martin Palin und Terry Jones, zusammengenommen 361 Jahre alt, so bejahrt wie das Taj Mahal.

Die Komiker haben ihr Gewerbe revolutioniert, obwohl sie seit 1983 kein neues Material mehr vorgelegt haben. Doch ihre Produktionen der 14 Jahre davor - von "Monty Python's Flying Circus" über "Die Ritter der Kokosnuss", "Das Leben des Brian" bis zum "Sinn des Lebens" - haben wie kaum etwas anderes Comedy so beeinflusst, von der Neuen Frankfurter Schule über die Simpsons bis zu South Park. Monty Python sind auf dem Gebiet der Komik das, was die Beatles auf dem der Musik sind. Was sie in ihrer Londoner Show bieten, sind hauptsächlich Sketche des "Flying Circus": Klassiker wie die "Spanische Inquisition" zum Beispiel, der "Lumber Jack Song", der "Four-Yorkshire-Men-Sketch" und natürlich "Der Papagei ist tot". Neues Material gibt es nicht, dafür wird das alte neu interpretiert.

Terry Gilliam hat in seinem psychedelisch-visuellen Stil die Sets entworfen, und eine 20-köpfige Revuetruppe mit knackigen Jungs und spärlich bekleideten Damen, jung genug, um die Enkel der Pythons zu sein, füllt die Lücken zwischen den Stücken. Ein Highlight: Ihre Nummer "Jedes Spermium ist heilig" wurde mit den gebärdensprachlichen Ausdrücken für männliche wie weibliche Genitalien interpretiert, am Ende schießen zwei phallische Kanonen reichlich Schaum ins Publikum. Auf einen Klassiker muss man allerdings verzichten, das Stück "Ministry for Silly Walks". Die Beine von John Cleese machen einfach nicht mehr mit.

Christopher Isherwood wusste, dass nur jemand, "der zur Blödheit fähig ist, wirklich intelligent sein kann". Die Pythons haben, 45 Jahre ist das her, ihre intelligenten Witze mit der größtmöglichen Blödheit kombiniert und eine surreale, absurde, manchmal dadaistische, oft satirische und eine in ihrer übersprudelnden Kreativität einfach atemverschlagende Komik in die Welt gebracht, die es so nicht gab und sich seither zum Glück immer mehr verbreitet. Wer nicht zu denjenigen gehört, die sich eine Karte für die Shows haben sichern können, muss nicht verzweifeln. Am letzten Aufführungstag, dem 20. Juli, wird die Vorstellung live in mehr als 2000 Kinos in 36 Ländern übertragen.

(RP)
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